Brandneues

Der Ankarana-Wieselmaki

Wieselmakis gibt es überall auf Madagaskar. Doch jeder Ort hat seine eigene Art. Im hohen Norden Madagaskars, in den Trockenwäldern von Ankarana, lebt der gleichnamige Ankarana-Wieselmaki (Lepilemur ankaranensis). Er ist bis in die nahen Regen-  und Trockenwälder des Montagne d’Ambre sowie Analamerana und Manongarivo verbreitet und wird nur knappe 25 cm groß (den Schwanz nicht mitgemessen).

Der Ankarana-Wieselmaki lebt im Trockenwald eher versteckt und ruht tagsüber in Astlöchern und hohlen Bäumen. Bei Störungen wie lauten Geräuschen oder vorbeilaufenden Tieren (und Menschen) steckt er neugierig den Kopf aus dem Baum – so entstehen die meisten Fotos der Ankarana-Wieselmakis. Erst in der Nacht werden sie aktiv, kommen aus ihren Verstecken und ziehen auf Futtersuche durch den Wald. Die Leichtgewichte springen mit ihren gerade mal 700 g Körpergewicht wie kleine Federn von Ast zu Ast.

Wieselmaki in Ankarana

Die Nahrung eines Ankarana-Wieselmakis besteht hauptsächlich aus Blättern. Der spezialisierte Verdauungstrakt kann diese karge Nahrung gut umsetzen. Nur in der Regenzeit wird der Speiseplan um Früchte und Knospen ergänzt. Trotz der relativ kargen Kost können Wieselmakis in der Natur bis zu zehn Jahre überleben.

Ankarana-Wieselmakis sind strikte Einzelgänger. Sie treffen sich nur zur Paarung einmal im Jahr, die übrigen Monate werden Artgenossen schnell aus dem Revier vertrieben. Zu Beginn der Regenzeit, zwischen September und Dezember, gebären die Weibchen ein bis zwei Jungtiere. Während der nächsten vier Monate wird der Nachwuchs versorgt und lernt schnell, auf eigenen Beinen zu stehen. Die Väter der Jungtiere haben bei der Aufzucht nichts mehr zu melden – sie sind einzig und allein für die Paarung zuständig.

Einer der größten Fressfeinde der Wieselmakis sind Madagaskarboas. Die großen Schlangen sind geradezu spezialisiert auf ihr Leibgericht, die kleinen Lemuren. Die Boas suchen tagsüber die Schlafhöhlen auf, um Jungtiere, aber auch erwachsene, schlafende Wieselmakis zu erbeuten. Deshalb sind die kleinen Lemuren auch so störungsempfindlich bei Geräuschen: Es könnte ihr Leben retten, rechtzeitig wach zu werden.

Ankarana-Wieselmakis werden auf der roten Liste der IUCN als gefährdete Art geführt, da ihre Zahl seit Jahrzehnten immer weiter zurückgeht. Aktuell gibt es schätzungsweise noch ein paar Hundert Tiere der Art. Zu den auf Madagaskar leider allgegenwärtigen Bedrohungen ihres Lebensraumes wie Brandrodung, kommen im Norden der Insel auch Bergbau (Saphire, Gold, aber auch seltene Erden sind gefragt) und die Jagd hinzu. Die Lemuren sind – obwohl in Schutzgebieten illegal – gern gesehen Beute in den Fallen der Sakalava, der Volksgruppe des Nordens Madagaskars. Seit Jahren wird versucht, die Wieselmakis besser zu schützen. Mit Fischteichen und Imkerei als alternative Einnahmequellen für die Dörfer, mit Bildung im Sinne des Artenschutzes. Es ist ein langer Weg, den Mensch und Maki noch gemeinsam vor sich haben.

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