Madagaskar ist ein Paradies für Schmetterlinge. Über 3000 Arten beherbergt die Insel, vom winzigen Nachtfalter bis zum in allen Farben des Regenbogens schillernden Regenbogenfalter (Chrysiridia rhipheus). Einer dieser madagassischen Schmetterlinge ist das Madagaskardiadem (Hypolimnas dexithea). Es ist vor allem unter Sammlern sehr beliebt, da es mit Flügelspannweiten von neun bis elf Zentimeter besonders groß ist und eine wunderschöne schwarz-blau-weiße Zeichnung zeigt. Die Unterseite trägt die gleiche Zeichnung, die oben schwarzen Bereiche sind auf der Unterseite der Flügel jedoch rotbräunlich.
Das Madagaskardiadem wurde als Art erstmals 1863 vom britischen Naturkundler William Chapman Hewitson beschrieben. Er war selbst nie auf Madagaskar, sondern hatte ein getrocknetes Exemplar in der Sammlung des Briten J. Caldwell gefunden. Letzterer hatte es wiederum aus Antananarivo mitgenommen. Beim Madagaskardiadem sehen beide Geschlechter optisch gleich aus, allerdings trägt das Weibchen kürzere Antennen. Mit den zwei langen Antennen kann das Madagaskardiadem riechen, mit den winzigen Füßchen schmecken. Man geht davon aus, dass die meisten Diademe mit ihrem Aussehen Schmetterlinge aus der Unterfamilie der Danainae zu imitieren versuchen. Diese schönen Schmetterlinge saugen den Nektar von Hundsgiftgewächsen und nutzen das Gift der Pflanzen als Verteidigung gegen Fressfeinde. Wem das Madagaskardiadem genau ähnelt, ist allerdings unbekannt.
Beim Balzflug umtänzeln sich Männchen und Weibchen und fliegen eine ganze Weile miteinander umher, bevor es letztendlich zur Paarung mit aneinander liegenden Hinterleibern kommt. Das Weibchen legt nach ein paar Tagen winzige Eier unter die Blätter bevorzugter Futterpflanzen. Dort schlüpfen die kleinen Diademraupen und fressen sich in Windeseile durch die vielen Blätter. Sie sind schwarz und tragen viele orange leuchtende „Stacheln“ am ganzen Körper. Die Raupen beginnen nach einigen Wochen, sich zu verpuppen. Das Madagaskardiadem hat sogenannte Stürzpuppen, bei denen die skurill geformte Puppe frei unter einem Ast oder Blatt baumelt. Geschützt im Kokon wird die Raupe zum Schmetterling. Frisch geschlüpft muss das Madagaskardiadem erst einmal seine Flügel entfalten und seine Haut aushärten. Nach ein, zwei Stunden geht es zum Jungfernflug los, nachdem das Diadem noch eine milchige Flüssigkeit – die Abfallstoffe der Verpuppung – abgegeben hat.
Das Madgaskardiadem genießt bisher leider keinerlei Schutzstatus, weshalb es häufig als Präparat in Bilderrahmen auf madagassischen Märkten zu finden ist. Es gibt allerdings in einigen Ländern inzwischen Bemühungen, das Madagaskardiadem zu züchten und somit der Entnahme weiterer wilder Schmetterlinge vorzubeugen.