Im Südwesten und tiefen Süden Madagaskars kann man ihm begegnen: Dem kleinen Igeltenrek (Echinops telfairi). Er bewohnt Trocken- und Dornwälder sowie Savannen, kommt aber auch in von Menschen besiedelten und zerstörten Gebieten vor. Größere Populationen sind aber vor allem in Wäldern vorhanden, die offenbar größeren Schutz vor Fressfeinden bieten. Die nördliche Verbreitungsgrenze ist der Fluss Tsiribinha, die östliche der Nationalpark Andohahela.
Äußerlich ähnelt der kleine Igeltenrek mit seinem Stachelkleid zwar tatsächlich einem Igel, verwandt sind die beiden Arten jedoch nicht. Ein kleiner Igeltenrek wiegt gerade mal so viel wie ein Apfel oder eine Birne. Das Stachelkleid ist farblich sehr unterschiedlich, es kann von hellbeige bis dunklem Braun reichen. Der kleine Igeltenrek ist ein guter Kletterer. Seine starken Krallen befähigen ihn sogar dazu, kopfüber Baumstämme herunter zu steigen. Entsprechend ist er viel in Sträuchern und Bäumen unterwegs. Mittels Echoortung orientiert der Igeltenrek sich. Er gibt dabei leise Klicklaute von sich. Den Tag über verschläft der kleine Igeltenrek hoch oben in Astlöchern und hohlen Bäumen in einem Nest. Man findet die Tiere tagsüber auch mal schlafend in umgefallenen Baumstämmen oder Totholzhaufen auf dem Boden, seltener in selbst gegrabenen Höhlen im Sand. Die wache Phase des kleinen Igeltenreks beginnt spät am Nachmittag. Erst wenn es dunkel ist, wird er richtig aktiv.
Auf dem Speiseplan stehen hauptsächlich Insekten. Kommt ihm ein kleiner Frosch, eine junge Maus oder eine saftige Spinne in die Quere, sagt er aber auch nicht nein. Trinken müssen Igeltenreks kaum, sie beziehen fast ihr gesamtes Wasser aus dem Futter. Dies ist eine Anpassung an das Leben im trockenen Süden Madagaskars, in dem Wasser die meiste Zeit des Jahres über Mangelware ist. Zusätzlich können kleine Igeltenreks ihren Urin stark konzentrieren und damit noch mehr Wasser sparen.
Die aktive Saison für den kleinen Igeltenrek ist die Regenzeit. Während der Regenzeit pflanzen die Tenreks sich fort, ziehen Junge auf und fressen sich eine Speckschicht für die karge Zeit des Jahres an. Der kleine Igeltenrek ist prinzipiell Einzelgänger. Nur zur Paarung treffen Weibchen und Männchen aufeinander. Vor der Paarung steht ein teils Stunden andauerndes, geräuschintensives Tanzritual. Dabei schubst das Männchen das Weibchen mit Kopfstößen, die Partner beschnüffeln sich und reiben ihre Körper aneinander. Nach der Paarung geht jeder wieder seiner Wege.
Die Trächtigkeit des Weibchens dauert rund zwei Monate. Das Weibchen bereitet mit Pflanzenmaterialien ein Nest für den Nachwuchs vor. Es bringt bis zu zehn Junge zur Welt. Die kleinen Igeltenreks kommen blind und nackt zur Welt, sie sind Nesthocker. Das Muttertier hat insgesamt zwölf Zitzen, an denen die Jungen trinken können. Für ausreichend Platz an der Milchbar ist also auch bei großen Würfen gesorgt. Da die Regenzeit im Süden Madagaskars nur wenige Monate, manchmal sogar nur Wochen, währt, werden die Jungen extrem schnell flügge. Schon nach vier Tagen ist das Stachelkleid ausgebildet. Mit nur zehn Tagen unternehmen die Jungen erste Ausflüge bis zum Eingang der Nesthöhle. Im Alter von drei bis vier Wochen findet bereits die Entwöhnung statt. Trotz der schnellen Entwicklung benötigen Igeltenreks eine ganze Trockenzeit, bis sie selbst geschlechtsreif werden. Werden die Tage im April langsam kühler und die Nächte richtig kalt, verfallen die kleinen Igeltenreks in eine sogennante Kältestarre (Torpor). Sie erwachen in dieser Kältestarre immer nur kurz zur Futteraufnahme und verbringen die meiste Zeit ruhend. Dabei sinkt auch ihre Körperemperatur extrem ab. Der Torpor ist eine weitere Anpassung an die kargen Lebensbedingungen des Südens.
In den Reservaten Reniala in Ifaty, Antsokay bei Toliara und Kirindy kann man mit etwas Glück in der Regenzeit kleine Igeltenreks finden, besonders bei Nachtwanderungen. Tagsüber muss man etwas suchen, um die kleinen Tiere aufzuspüren.