Ambalavao ist eine Stadt etwa 50 km entfernt von Fianarantsoa am Rande des südlichen Hochlands. Sie liegt direkt an der RN7 und hat etwa 35.000 Einwohner. Ein Wahrzeichen der Stadt ist das Zebu (Buckelrind), was auf den hier angesiedelten größten Viehmarkt Madagaskars zurückzuführen ist. Aus allen Regionen des Landes bringen die Menschen ihre Zebus hierher zum Ver- und Ankauf. Teils laufen die Menschen insbesondere aus dem Süden Hunderte Kilometer weit, um gute Preise für ihre Rinder zu erzielen.
Der große Zebumarkt findet jeden Mittwoch statt. Tausende Rinder und Menschen finden sich für das große Event ein. Ambalavao hat dafür eigens einen großen Hügel am Stadtrand mit einem grob eingezäunten Gelände. Am Rande stehen einige Häuschen, in die sich interessierte Käufer und Verkäufer zum Verhandeln über die Zebus zurückziehen können. Grundsätzlich herrscht auf dem buckeligen Gelände eine chaotische Ordnung. Jeder bringt seine Zebus her, lässt sie registrieren und stellt sie dann in einer Reihe auf. Ab und zu büxt ein Tier aus und wird unter lautem Hallo wieder eingefangen. Wer als Besucher hier mittags vorbeischauen will, sollte gut zu Fuß sein, denn dem einen oder anderem Zebu muss man flink ausweichen.
Nicht nur unter Haltern wechseln die Buckelrinder, in Ambalavao werden auch Zebus für die Schlachthöfe des Landes aufgekauft. Die dazu ausgesuchten Rinder werden in großes Gatter gebracht. Ein enger Gang aus Holzstämmen führt zum nächsten zu beladenden Lkw, auf dem die Tiere dann verschnürt zum nächsten Schlachthof transportiert werden. Das Einfangen der Rinder durch junge Männer ist für die Besucher des Marktes ein großes Schauspiel, denn die dazu genutzten Lassos sind enorm dünn und reißen gerne. Und natürlich dient es der Show, die Bullen – es sind nur sehr selten Kühe unter den Verkaufstieren – nochmal laufen zu lassen, bevor sie endgültig verladen werden.
Zwischen den vielen Handel- und Tauschgeschäften werden auch immer wieder Zebu-Rodeos abgehalten, bei denen die jungen Männer der Stadt ihren Mut unter Beweis stellen. Wer am längsten auf dem Rücken eines jungen Zebubullen bleibt, erntet die größte Anerkennung. Mittwochs kann man außerdem den größten Kräuter- und Heilermarkt Madagaskars in Ambalavao besuchen. Von bizarren Heilkräutern bis zu duftenden Gewürze findet man hier fast alles, was Madagaskar zu bieten hat. Sucht man allerdings etwas gegen bestimmte Leiden, sollte man vorher einen Heiler aufsuchen. Denn der muss dem Kranken (oder dem, der Glück für die Liebe sucht) die richtige Prozedur mit dem richtigen Gegenstand zuweisen. Auf Ambalavaos Märkten findet man dafür garantiert die passenden Fundstücke: Seien es Knöpfe, Nüsse, Baumrinde, diverse Astbündel oder Muschelstücke.
In Ambalavao kann man außerdem zuschauen, wie Papier der Antemoro hergestellt wird. Nur 13 km entfernt liegt außerdem das Anja Community Reserve, ein kommunal geführtes Schutzgebiet, das immer einen Besuch wert ist.
Geschichtlich war Ambalavao im 19. Jahrhundert Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen den Volksstämmen der Bara, Betsileo und später der Merina. Aus alten Zeiten kann man heute die Grabstätte von König Rarivoarindrano besichtigen.