Brandneues

Andasibe-Mantadia Nationalpark

Andasibe:
Früher hatte dieser Nationalpark wie auch das Dorf Andasibe den französischen Namen Périnet, was auf den Franzosen Henri Périnet zurück geht, der Anfang des 20. Jahrhunderts den Bahnhof von Andasibe bauen ließ. Heute trägt der Komplex den madagassischen Namen Andasibe-Mantadia. Andasibe bedeutet übersetzt soviel wie „großes Lager“, was auf die Bedeutung dieses Orts für die ersten Biologen, Botaniker und andere Wissenschaftler hindeutet, die im 18. Jahrhundert erstmals Madagaskar erreichten.

Lage:
Das Dorf Andasibe liegt nur knapp 130 km  und somit nur ein paar Stunden mit dem Auto östlich von der Hauptstadt Antananarivo, in der Region Alaotra Mangoro. Die gute Erreichbarkeit ist einer von vielen Vorzügen. Der Nationalpark befindet sich direkt an der RN2 auf dem Weg nach Toamasina (Tamatave). Neben der zu bevorzugenden Anreise mit dem eigenen Pkw samt Fahrer fahren hier regelmäßig Taxibrousse, die allerdings zu Unfällen, Verspätungen und Überfüllung neigen. Leider ist die RN2 in den letzten Jahren immer schlechter geworden, so dass man inzwischen gut vier Stunden für die Fahrt von Tana nach Andasibe einrechnen muss.

Boophis luteus
Boophis luteus

Infos zum Nationalpark:
Andasibe-Mantadia ist nicht nur ein einzelner Nationalpark, sondern ein Komplex bestehend aus den Waldgebieten Mantadia und Analamazaotra. Letzteres liegt direkt an der Ortschaft Andasibe, was namensgebend für den 1989 gegründeten Nationalpark war. Mantadia nimmt mit 120 km² den größten Teil des über 155 km² großen Schutzgebietes ein und liegt rund 20 km von Andasibe entfernt. In gut einer Stunde ist man mit dem Auto dort. Die Wanderungen in Mantadia sind teilweise durch den bergigen Charakter der Gegend sehr anstrengend, was dazu geführt hat, dass nur wenige Reisende den Weg dorthin finden. Viel einfacher sind die zwei bis sechs Stunden dauernden Rundgänge dagegen in Analamazaotra, das mit nur 8,1 km² deutlich weniger Regenwaldfläche beinhaltet. Dieser Wald wurde vor allem wegen seiner verhältnismäßig großen Population an Indris geschützt.

2006 wurde ein IUCN-Programm zur Umsiedlung stark bedrohter Lemuren-Arten in Analamazaotra begonnen, während dessen Umsetzung drei Gruppen Diademsifakas sowie etliche schwarz-weiße Varis aus zerstörten Waldgebieten geholt und in Analamazaotra wieder angesiedelt wurden. Seit 2007 gehört der Nationalpark zum UNESCO Weltnaturerbe. Nahe des Parkeingangs von Analamazaotra befindet sich ein kleiner Orchideengarten entlang eines kleinen Sees, der ebenfalls zum Nationalpark gehört.

Morgennebel
Morgennebel in Andasibe

Klima:
Andasibe gehört zum zentralen Hochland Madagaskars und liegt auf 900 bis 1250 m. Daher liegen die Jahresdurchschnittstemperaturen nur um 20°C. Nachts kann es jedoch auch im wärmeren Sommer schnell abkühlen und auf bis zu 10°C heruntergehen. Der dichte Tropenwald bringt einen tagsüber zwar ins Schwitzen, aber die Passatbrise aus dem Osten sorgt immer für angenehme Abkühlung. Der Passat bringt auch Wolken nach Andasibe, die sich in Form von dichtem Nebel morgens über den Wald legen – oder als  Regen den ganzen Tag über immer wieder herunterkommen. Wasserfeste Kleidung sollte daher unbedingt im Reisegepäck sein.

Infrastruktur:
Touristisch ist Andasibe gut ausgebaut, es dürfte eine der meistbesuchtesten Nationalparks Madagaskars sein. In und um Andasibe gibt es etliche einfache bis sehr gute Hotels und Lodges, die teils durch den Strom an Reisenden inzwischen die Preise etwas erhöht haben. Kleine Geschäfte, Andenkenläden und Restaurants für jeden Geldbeutel lassen sich hier ebenfalls finden. Das Park Office liegt wenige Kilometer vom Bahnhof Andasibes am Parkeingang von Analamazaotra. Hier werden Eintrittsgelder entrichtet und lokale Guides gebucht.

Calumma parsonii cristifer
Calumma parsonii cristifer

Flora und Fauna:
Andasibe-Mantadia wird von weit über 100 Vogelspezies, unzähligen Amphibien, Reptilien und Insekten sowie 14 Lemurenarten bewohnt. Das lauteste und berühmteste Tier ist der durch die Baumwipfel springende Indri (Indri indri), dessen typische Rufe Kilometer weit durch den Wald schallen und morgens so manchen Gast wecken. Auch Diademsifakas (Propithecus diadema)  und schwarz-weiße Varis (Varecia variegata) leben in den Regenwäldern des Parks. Alle drei Arten sowie einige andere kann man im Nationalpark gut beobachten, insbesondere die Indris und Diademsifakas sind hier teils an Menschen gewöhnt und können teils aus nur wenigen Metern Entfernung beobachtet werden.

Reptilienfreunde finden in Andasibe eine besonders hübsche Unterart des Parsons Chamäleons, Calumma parsonii cristifer, aber auch andere, tolle Chamäleons wie Calumma brevicorne oder Furcifer wilsii. Taggeckos leben ebenfalls im Park, man findet sie oft an Häusern, Hütten und Palmen. Auch die völlig ungefährliche Madagaskar-Hundskopfboa (Sanzinia madagascariensis) hat hier ihre Heimat. Für Insektenfreunde bietet der Nationalpark viele außergewönhliche, nur hier vorkommende Arten, z.B. den Giraffenhalskäfer (Trachelophorus giraffae) oder große Laternenkäfer (Zanna pauliani). Wer mehr auf Pflanzen steht, kommt in Andasibe genauso auf seine Kosten: Seltene Orchideen, eine große Anzahl an Baumfarmen und anderen endemischen Pflanzen bietet Abwechslung pur. Leider wird die einheimische Flora an vielen Stellen von invasiven, eingeschleppten Arten wie der europäischen Pinie, dem australischen Eukalyptus oder dem asiatischen Bambus unterbrochen. Die Anwohner des Nationalparks sind jedoch bestrebt, diese Eindringlinge einzudämmen.

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