Ankarana:
Ankara leitet sich vom Namen der dort lebenden Bevölkerung, den Antankarana, ab. Antankarana bedeutet übersetzt soviel wie „die Menschen von den Felsen“, was sich auf die für das Reservat typischen Tsingy bezieht.
Lage:
Ankarana liegt an der RN6, knapp 110 km südlich von Antsiranana (Diego Suarez) und gut 35 km nördlich von Ambilobe, im Norden Madagaskars. Das Reservat liegt nur rund 100 km entfernt vom Nationalpark Montagne d‘Ambre.
Mit dem Pkw erreicht man Ankarana von Antsiranana aus in etwa 4 Stunden. Einige kleine Taxis fahren ebenfalls dorthin, Taxibrousse verkehren mit weniger Komfort und Sicherheit. Antsiranana verfügt über einen Flughafen, von dem mehrmals wöchentlich Inlandsflüge in die Hauptstadt Antana angeboten werden. Von Tana über den Landweg sind es etwa 1000 km nach Ankarana.
Infos zum Spezialreservat:
Berühmt ist das etwa 182 km² große, 1956 gegründete Ankarana Spezialreservat vor allem für seine Tsingy: Messerscharfe Kalksteine, die über riesige Flächen dicht an dicht meterhoch gen Himmel ragen. Sie sind Überbleibsel aus dem Jura und kommen sonst nur in den Nationalparks Tsingy de Bemaraha und Tsingy de Namoroka vor. Das madagassiche Wort mitsingytsingyna bedeutet übersetzt „auf den Zehenspitzen laufen“. Empfehlenswert ist einer der mehrere Stunden dauernde Wanderwege zu und an den Tsingy entlang, der bis zu zwei kleinen, sehr sicher befestigten Hängebrücken führt. Vom höchsten Punkt des Ankarana Reservats kann man die gesamte Waldfläche bis zum Golf von Mosambik überblicken.
Die Tsingy trennen das Reservat in zwei Hälften, eine trockene Savannenlandschaft sowie einen Trockenwald. Das Reservat verfügt über verschiedene Wanderrouten, die von einer bis hin zu sechs Stunden für jeden Reisenden den richtigen Schwierigkeitsgrad bieten. Von zahlreichen Schluchten und Flüssen durchzogen, weist Ankarana außerdem das größte zusammenhängende unterirdische Höhlennetz Afrikas mit einer Gesamtlänge von 120 km auf. Einige der Grotten können besichtigt und begangen werden, andere sind fady (heilig oder tabu). Eine Besonderheit des Reservats ist die „perte des rivières“ („das Flussloch“), ein riesiges steinernes Loch, in dem sich mehrere Flüsse vereinigen und unterirdisch weiterführen. Die Flüsse führen nur während der Regenzeit Wasser, so dass dieses kleine Naturwunder genauso wie einige Flussbetten in der Trockenzeit gefahrlos besichtigt werden können. Seit 2023 ist Ankarana UNESCO Weltnaturerbe.
Klima:
In Ankarana herrscht heißes, tropisches Klima. Die Temperaturen liegen nicht selten weit über 30°C. Die Hitze macht auch leichte Wanderungen in den Tsingys schnell zu einer verschwitzten Tour, der Wald bietet jedoch ausreichend schattige Abkühlung. April bis August, also die Trockenzeit, ist die beste Saison zum Besuch dieses Spezialreservats.
Infrastruktur:
Trotz seiner guten Lage ist das Ankarana Spezialreservat für Touristen noch nicht in Gänze erschlossen. Übernachtungsmöglichkeiten sehr mäßiger Qualität finden sich im nahen Ambilobe, in Ambanja oder bessere im etwas weiter entfernten Antsiranana (Diego Suarez). Direkt im Reservat existieren zwei kleine Campgrounds mit einfachen Toiletten und Duschen, jedoch ohne Strom– oder Wasseranschluss, dafür aber umso mehr Stechmücken. Die Guides vor Ort können auf Wunsch Picknicks oder Mittagessen dort organisieren, damit man den ganzen Tag im Reservat genießen kann. Der östliche Eingang des Parks liegt im Osten im Dorf Mahamasina, wo es bei Chez Laurent zehn sehr großzügige, einfache Bungalows gibt. Nur wenige Kilometer von Mahamasina liegt die Ankarana Lodge, die etwas gehobenere Bungalows und einen Pool bietet.
Flora und Fauna:
Die Höhlen von Ankarana wie auch die Tsingy bieten nur spezialisierten Tieren und Pflanzen einen eigenartigen Lebensraum. In den Grotten findet man blinde Fische und Krabben, Spinnentiere sowie Fledermäuse. Im Trockenwald und auch zwischen den Tsingys leben elf Lemurenarten, darunter der Kronenmaki, der Sanford-Maki (Eulemur sanfordi) und der nachtaktive Ankarana-Wieselmaki, sowie etwa 100 Vogelspezies. Kronen- und Sanfordmakis lassen sich hervorragend beim Picknick auf den Campgrounds beobachten, da die neugierigen Tiere schnell verstanden haben, dass sich in der Nähe essender Touristen manchmal auch Bananen und andere Leckereien abstauben lassen.
Wer genauer hinschaut, wird auch viele der rund 60 Reptilienarten finden, so zum Beispiel das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis) oder die meist kopfüber an Baumstämme geschmiegten, erst seit 2023 benannten großen Blattschwanzgeckos (Uroplatus garamaso). Erst vor wenigen Jahren wurde hier ebenfalls der etwas kleinere Blattschwanzgecko Uroplatus fetsy entdeckt. In einer der Grotten leben Nilkrokodile (Crocodylus niloticus). Taggeckos (Phelsuma abotti, Phelsuma grandis und Phelsuma roesleri) flitzen geschwind über Baumstämme und Äste, und die unterschiedlichsten Schlangen wie die goldene Hakennasennatter (Leioheterodon modestus) oder die viergestreifte Dromycodyras quadrilineatus bewohnen das Laub. Wer besonders gut hinschaut, kann in Ankarana sogar das Erdchamäleon Brookesia confidens finden, das zur Gruppe der kleinsten Chamäleons der Welt gehört.
Auch die Pflanzenwelt hat sich dem speziellen Leben angepasst. Im Reservat finden Fotografen und Naturfreunde endemische Baobabs (Adansonia madagascariensis), „sich schälende“ Commiphora-Bäume, zwischen den Tsingys Euphorbien mit roten Blüten oder Adenia, eine ballonartig wasserpeichernde Pflanze. Auch Pachypodium decaryi und Pachypodium rutenbergianum sind in Ankarana beheimatet.
Der Trockenwald von Ankarana mag manchmal ein bisschen schwieriger bei der Tiersuche sein als ein Regenwald, bietet dafür aber eine Menge sehr spezieller Naturjuwelen.