Im Südwesten Madagaskars, zwischen den berühmten Baobabs von Andavadoaka und den Stränden von Ifaty, liegt eine kleine und recht unbekannte Lagune weitab vom geschäftigen Treiben großer Städte. Geschützt von einem Korallenriff ziehen sich sieben Kilometer weißer Traumstrand am türkisblauen Meer entlang. Klingt wie das Paradies? Ist es auch!
Das kleine Paradies gehört zur Salary Bucht, wo das gleichnamige Hotel auf einer ins Meer hineinragenden Landspitze liegt. Weit und breit ist hier nichts außer Sanddünen und dem Meer. Die hier lebende Volksgruppe der Vezo lebt im benachbarten Dorf Tsifota vom Fischen. Alle Aktivitäten hier drehen sich ums Meer: Man kann mit den Vezo in traditionellen Pirogen hinausfahren und an einsamen Stränden frisch gefangenen Fisch und Langusten über dem Feuer grillen. Die Lagune ist außerdem ein toller Ort zum Kitesurfen: Das Wasser ist flach und die Temperaturen sind ganzjährig angenehm warm. Außerdem geht ein steter Wind, den die Madagassen Tsiokatimo nennen.
Eine Besonderheit der Salary Bucht ist die Möglichkeit, nach Schiffswracks aus dem 18. Jahrhundert zu tauchen. Gleich drei verschiedene liegen vor dem Riff, zwei davon in nur sieben bis acht Metern Tiefe, und warten darauf, von Tauchern entdeckt zu werden. Mit dem Boot braucht man nur 15 bis 20 Minuten, um die Wracks zu erreichen.
Das älteste Wrack in der Salary Bucht ist die Nossa Senhora do Monte do Carmo. Sie war ein Linienschiff der königlich portugiesischen Marine. Vom Stapel lief sie 1760 in Salvador de Bahir in Brasilien. Das Schiff havarierte am 07. August 1774 bei gutem Wetter auf dem Riff der Salary Bucht. Augenzeugen berichteten, das Schiff sei auseinander gebrochen und in den Fluten des Kanals von Mosambik versunken. Ursprünglich war die Nossa Senhora do Monte do Carmo wohl auf dem Weg nach Goa in Indien gewesen, um Artillerie in die damalige portugiesische Kolonie zu liefern. 62 Kanonen dieser Lieferung sind noch unter Wasser zu finden.
Das zweite Wrack in der Salary Bucht ist die Winterton. Dieser Dreimaster gehörte der English East India Company und lief 1782 in London vom Stapel. Am 20. August 1792 lief das Schiff unter Kapitän George Dundas auf dem Weg nach Indien vor der Salary Bucht auf Grund. Der Kapitän hielt sie jedoch noch für manövrierfähig und versuchte, das Schiff wieder fahrtauglich zu bekommen. Der drei Meter lange Anker, der die Winterton vor einem zweiten – und endgültigen – Auflaufen auf das Riff der Salary Bucht retten sollte, liegt heute noch am Grund des Meeres. Er zerbrach und konnte das Schiff nicht mehr retten. Die Winterton schlug Leck und sank. Nur wenige der 280 Passagiere überlebten. Der Kapitän kam in einem Rettungsboot rund vier Wochen nach der Havarie mit 16 Überlebenden an der Küste von Mosambik an.
Die beiden Schiffswracks der Winterton und der Nossa Senhora do Monte do Carmo wurden in den 1980er Jahren durch den belgischen Unterwasserarchäologen Robert Sténuit wiederentdeckt. 2022 wurden 3D-Modelle beider Fundorte durch den Maritime Archaeology Trust (Großbritannien) und die Association Marovany erstellt.
Ein drittes Schiffswrack wurde 2007 von Tauchlehrer Frédéric Lucas und dem belgischen Taucher Pierre van den Boogaerde gefunden. Es liegt etwas tiefer als die anderen beiden Wracks, auf rund 16 Metern. Van den Boogaerde vermutet, dass es sich dabei um die Surprise handeln könnte, die 1866 in Boston in den USA vom Stapel lief. Am 16. August 1885 verließ sie New York, beladen mit Petroleum. Geplant war, über die Südroute um Afrika herum an Sansibar und Madagaskar vorbei nach Bombay in Indien zu fahren. Am 21. November 1885 lief die Surprise unerwartet auf Grund, genau auf dem Riff der Salary Bucht. Die Mannschaft und der Kapitän versuchten historischen Aufzeichnungen nach mit allen Kräften, das Schiff wieder seetauglich zu machen. Doch es gelang ihnen nicht. Heute sind noch Teile des Holz- und Kupferrumpfes sowie drei Anker am Meeresboden zu sehen.
Wer in der Salary Bucht lieber weiter oben im Meer bleiben will, der kann sich im Korallenriff von der bunten Unterwasserwelt beim Schnorcheln oder Scuba Diving verzaubern lassen. Meeresschildkröten und Rochen sind häufige Besucher des Riffs. Von Juli bis September kann man hier sogar Buckelwale beobachten.
Die Salary Bucht liegt rund 100 km nördlich von Toliara und ist von dort über die RN9 in drei bis vier Stunden Fahrt mit dem Geländewagen zu erreichen. In Ambolomailaka biegt man auf eine Sandpiste in Richtung Manombo Sud ab und folgt dem Weg, bis man die Bucht erreicht. Nach Toliara verkehren regelmäßig Inlandsflüge von der Hauptstadt Antananarivo aus.
- Hotel Salary Bay
- Facebook-Seite des Hotels Salary Bay
- Rising from the Depths Projekt, Tsifota
- Rekonstruktion der Nossa Senhora, Maritime Archaeology Trust (UK)
- Rekonstruktion des Ankers der Winterton, Maritime Archaeology Trust (UK)