Mitten im Zentrum der Hauptstadt Madagaskars, Antananarivo, verbinden schier endlose Treppenstufen die Ober- und die Unterstadt miteinander. Man nennt sie die „tausend Treppen von Tana“ und es lohnt sich, als Reisender hier einmal vorbeizuschauen. Zu den Treppen gelangt man, wenn man der Straße der Unabhängigkeit einfach in Richtung der Straße des 26. Juni 1960 (Tag der Unabhängigkeit Madagaskars) folgt.
Die Treppe in südlicher Richtung führt zu den Stadtteilen Antaninarenina und Isoroka, der Oberstadt Antananarivos. Hier befinden sich Juweliere, exklusivere Hotels und Restaurants, kurz gefasst der reichere Part der Stadt. Die beiden Treppen in nördlicher Richtung führen in die Tiefen Analakelys und nach Ambondrona. Beide (oder eher alle drei) Treppen treffen sich zentral direkt am Zoma, dem berühmt-berüchtigten großen Freitagsmarkt von Analakely. Daher übrigens auch der Name – Zoma bedeutet schlicht Freitag. Früher war der Zoma ein chaotisch aufgebauter, riesiger Markt mit Tausenden winziger Stände. Angeboten wurde von Lebensmitteln über handgefertigte Kleidung und Alltagsgegenstände alles, was man sich nur im Entferntesten vorstellen kann. Seit feste Gebäude errichtet und der Markt in geringfügig geordnetere Bahnen gelenkt wurde, ist er stark geschrumpft. Chaotisch, laut und bunt ist er aber noch genauso. Es empfiehlt sich, den Bereich um die tausend Treppen von Tana und den Zoma ohne aufwändige Fotoausrüstung, offen getragenen Schmuck oder Handtaschen zu besuchen. Durch die enorm hohe Dichte an Menschen und das vielerorts enge Gewühl ist die Gegend bei Taschendieben sehr beliebt.
Am Fuße der tausend Treppen liegt übrigens die offizielle Touristeninformation der Stadt, Office régional du tourisme d’Analamanga, oder abgekürzt Ortana. Die Qualität der dort ausgegebenen Informationen ist aber meist eher fragwürdig, und wer eigentlich Madagaskars einzigartige Artenvielfalt als Reiseziel hat, sollte sich lieber an spezialisierte Reiseagenturen wenden. Direkt nebenan befindet sich das deutschsprachige Goethe-Institut.
Geht man die Treppen rechter Hand nach oben, folgt man Karten zufolge dem Weg Ranavalonas der Ersten – die Treppen haben zwar einen Straßennamen, es findet sich aber nirgends ein Schild. Sie werden zu beiden Seiten von kleinen Ständen flankiert. Auffällig viele davon bieten handgefertigte Stempel für wenig Geld an. Die Stempel bestehen aus einer dünnen Gummischeibe, oft ursprünglich von Autoreifen stammend, in die per Hand mit einer winzigen Rasierklinge Muster, Figuren und Namenszüge hinein geschnitzt werden. Die Stempelscheibe klebt man dann auf einen Holzgriff, und fertig ist das handgefertigte Schmuckstück. Von Aye-Ayes über den Baum der Reisenden, Baobabs und andere beliebte Motive kann hier auf Wunsch fast alles angefertigt werden. Man munkelt, dass einige der fingerfertigen Künstler hier sogar offizielle Behördenstempel originalgetreu reproduzieren können.
Auf halber Höhe der südlichen Treppe befinden sich öffentliche Toiletten. Vom Rand der kreuzenden Straße darunter hat man eine tolle Aussicht über die vielen hundert Sonnenschirme entlang der Treppen und den Zoma. Am Ende der vielen Stufen befindet sich ein kleiner, von großen Bäumen beschatteter Platz – der sogenannte Garten von Antaninarenina – und direkt dahinter der Platz der Unabhängigkeit. Auf ihm findet sich auch ein Denkmal des ersten Präsidenten Madagaskars, Philibert Tsiranana. Hier finden sich häufig kleine Gruppen von Schaustellern ein, die traditionelle Lieder und Szenen vortragen. Schräg gegenüber in einem Eckhaus befindet sich das Postamt von Antananarivo. Und wer noch etwas trinken oder essen möchte – entlang der Treppen und am oberen Ende finden sich kleine Stände und Hotels, so dass für alles gesorgt ist.