Überall auf Afrika gibt es Unzertrennliche: Kleine, bunte Papageien, die ein Leben lang mit dem gleichen Partner zusammen leben. Sie sind nicht nur berühmt für ihre lebenslange Paarbindung, sondern auch für ausgiebiges Sozialverhalten. Hat sich ein Pärchen gefunden, sieht man die kleinen Vögel ständig beim Kuscheln oder der gegenseitigen Gefiederpflege. Auch auf Madagaskar leben Unzertrennliche, besonders kleine sogar: Die Grauköpfchen (Agapornis canus). Sie werden nur 13 bis 14 Zentimeter groß und 25 bis 30 g schwer. Nur die Männchen tragen die namensgebenden grauen Federn am Kopf, die Weibchen sind am ganzen Körper grün.
Grauköpfchen leben überall auf Madagaskar in küstennahen Gebieten. Lediglich im Hochland sind sie nicht zu finden. Sie mögen offene Landschaften wie Savannen oder Waldränder mit Büschen und niedrigeren Bäumen. In geschlossenen, dichten Wäldern sind sie weniger zu finden. Besonders gut kann man sie im Nationalpark Ankarafantsika, im Reservat Kirindy sowie nahe den Tsingy rouge beobachten. Abgelegene Dörfer und Kulturlandschaft wie Reis-, Mais- und Maniokfelder sind für diese Unzertrennlichen ebenfalls nutzbarer Lebensraum.
Grauköpfchen-Paare finden sich zu Gruppen von bis zu 30 Tieren zusammen. Gemeinsam suchen sie nach Nahrung. Immer wieder sieht man ganze Gruppen auf dem Boden, wo sie Grassamen und andere kleine Sämereien fressen. Bei vielen Reisbauern auf Madagaskar sind Grauköpfchen weniger beliebt, denn natürlich mögen die kleinen Vögel auch die beliebteste Saat der Insel, den Reis, sehr gerne. Mit Vogelscheuchen lassen sich Grauköpfchen allerdings nicht besonders gut austricksen – sie sind zu schlau und verstehen bald, dass auf dem Feld kein echter Mensch steht.
Mit der Regenzeit ab November beginnt die Brutsaison der Grauköpfchen. Ist eine passende Bruthöhle in einem Baum gefunden, polstert das Paar diese mit Gräsern, Rindenstücken und Ästchen aus. Ein Nest entsteht! Das Weibchen legt vier bis sechs Eier hinein. Dann übernimmt sie die gesamte Brut, während das Männchen für eine stetige Futterzufuhr sorgt. Nach drei Wochen ist es dann soweit: Die noch nackten, blinden Nestlinge schlüpfen. Die Jungvögel werden schon nach fünf bis sechs Wochen flügge. Dann gehen sie auf die Suche nach ihrem Seelenverwandten, ihrem Partner fürs Leben. Grauköpfchen können zehn bis zwanzig Jahre alt werden. Erst wenn ein Partnertier stirbt, sucht sich das verbliebene Grauköpfchen einen neuen Liebhaber.
Vielerorts fangen Kinder und Jugendliche mit einfachen Fallen oder von Hand Grauköpfchen. Sie verkaufen die kleinen Vögel am Straßenrand gegen kleines Geld an wohlhabendere Madagassen, die die Unzertrennlichen dann als Haustier halten. Außerhalb Madagaskars werden Grauköpfchen inzwischen regelmäßig nachgezüchtet. Der erste Zuchterfolg glückte bereits 1872 in Deutschland bei Karl Ruß, einem Apotheker und später ornithologischen Schriftsteller. Die regelmäßige Nachzucht und ihre gute Anpassungsfähigkeit führte dazu, dass Grauköpfchen heute auf den Komoren, La Réunion und Mauritius genauso heimisch geworden sind wie auf Madagaskar. Entsprechend gelten sie bisher nicht als gefährdet und werden es wohl auch in Zukunft nicht sein.