Brandneues

Guibés Buntfröschchen

Pfeilgiftfrösche gibt es nur am Amazonas? Weit gefehlt! Auf Madagaskar gibt es den Pfeilgiftfröschen sehr ähnliche Amphibien, die Buntfröschchen (Mantella). Wie Pfeilgiftfrösche produzieren auch Buntfröschchen ein Gift, das über die Haut abgegeben wird. Für Menschen sind sie jedoch völlig ungefährlich. Genetisch sind die madagassischen Buntfröschchen mit Pfeilgiftfröschen nicht verwandt.

Passend zu ihrem Namen fallen die kleinen Madagassen durch auffällig bunte Farben trotz kleiner Körpergröße auf. Eines dieser Tiere ist Guibés Buntfröschchen, wissenschaftlich Mantella nigricans. Den Namen erhielt der kleine Frosch vom französischen Herpetologen Jean Guibé, der 1950 und 1951 auf Madagaskar Frösche und Reptilien erforschte. Aber erst 1978, drei Jahre nach Guibés Verabschiedung in den Ruhestand, beschrieb er erstmals das nach ihm benannte Buntfröschchen. Man hielt es dann jahrelang für eine Unterart von Mantella cowani, einem anderen Buntfröschchen. Im Todesjahr seines Entdeckers, 1999, wurde Mantella nigricans schließlich von deutschen Biologen in den Artstatus erhoben. Guibé erfuhr davon leider nichts mehr.

Mantella nigricans
Mantella nigricans im Regenwald von Marojejy

Guibés Buntfröschchen stammt aus den primären Regenwäldern im Nordosten Madagaskars, und kommt in den Nationalparks Marojejy, Anjanaharibe-Süd, Mananara sowie in Manongarivo, Betampona und Tsararano vor. Man kann es dabei auf Höhen zwischen 100 und 1240 m finden, direkt in Meernähe und in Gegenden mit menschlicher Besiedlung, Viehweiden und zerstörten Waldresten kommen die Tiere nicht vor. Sie leben im nassen Laub, auf moosigem Boden und entlang kleiner Bachläufe. Guibés Buntfröschchen misst nur knapp drei Zentimeter von Kopf bis Po, wartet dafür aber mit knalligem Grün an Kopf, Armen und Beinen und hellblauen Punkten auf dem Bauch auf. Der lateinische Name nigricans, zu deutsch schwärzlich, deutet darauf hin, dass es im Vergleich mit anderen Buntfröschchen mehr Schwarz trägt.

Besonders in der Regenzeit kann man die Rufe der Männchen durch den Wald schallen hören. Nach der Paarung legt das Weibchen rund 30 weißliche, kugelrunde Eier, manchmal mehr, versteckt in feuchtem Laub ab. Nach rund einer Woche schlüpfen kleine Kaulquappen, und lassen sich von Regen und Feuchtigkeit zum nahe gelegenen Wasser helfen. Im Wasser entwickeln sich die Kaulquappen bis zu ihrer Metamorphose, bei der sie den Schwanz verlieren und zu Landbewohnern, den fertigen Guibés Goldfröschchen, werden. Sie ernähren sich ein Leben lang von winzigsten Ameisen, Milben, Fliegen und anderen kleinen Insekten.

Durch seine schöne Färbung und die Tagaktivität ist Mantella nigricans seit vielen Jahren in der Terraristik in Europa ein gesuchtes Tier, das jedoch nur selten erfolgreich nachgezüchtet wurde. Seit etlichen Jahren gibt es keine Exporte der Art mehr, was nicht zuletzt auf ihr Vorkommen vorwiegend in geschützten Gebieten zurückzuführen ist. Von der IUCN wird Guibés Buntfröschen als „least concern“, also nicht gefährdet, geführt. Man geht davon aus, dass es noch relativ große Populationen dieses schönen Waldbewohners gibt. Wer es finden will, muss allerdings Geduld haben: Guibés Buntfröschchen lebt recht versteckt, und trotz der knalligen Farben muss man ein gutes Auge für einen Fund haben.

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