Montagne d’Ambre:
Montagne d’Ambre bedeutet übersetzt „Bernsteinberge“. Der Name stammt von den Blüten bestimmter Bäume, die den Berg überziehen und von Weitem bernsteinfarben leuchten.
Lage:
Der Nationalpark Montagne d’Ambre liegt im Nordwesten Madagaskars in der Region Diana. Nächste größere Stadt ist das etwa 30 km entfernte Antsiranana (Diego Suarez) an der heißen Küste. Von der Hauptstadt Antananarivo aus befindet sich der Park etwa 1000 km nördlich – wer die lange Strecke nicht mit dem Auto zurücklegen will, kann einen Inlandsflug nach Antsiranana buchen. Von dort verkehren täglich Taxis nach Ambohitra (Joffreville), bequemer und sicherer ist jedoch die Anreise mit dem eigenen Wagen. Alternativ ist die Anreise von Ambilobe möglich. Die Straße nach Ambohitra ist aktuell leider in einem sehr, sehr schlechten Zustand. Man benötigt mehrere Stunden für den Weg von Diego und muss vieleorts weniger als 30 km/h fahren. Der Weg von Ambohitra, wo der Parkeingang liegt, bis zum Campground ist ebenfalls nur mit dem Geländewagen zu befahren.
Infos zum Nationalpark:
Der Montagne d’Ambre Nationalpark wurde schon 1958 gegründet und erstreckt sich auf 182 km² Fläche über ein Bergmassiv vulkanischen Ursprungs. Er ist damit einer der ersten und ältesten offiziellen Nationalparks Madagaskars. Dieser Regenwald samt seinen sechs Vulkanseen und drei Wasserfällen ist ein Paradies für seltene Tiere und Pflanzen, die ausschließlich hier und nirgendwo sonst vorkommen. An Wanderwegen sind vor allem die Touren zu den Wasserfällen und darum herum zu empfehlen, wobei der Weg zum großen Wasserfall (grande cascade) auf dem Rückweg recht viele Stufen beinhaltet. Etwas beschaulicher und gemütlicher ist ein Spaziergang zum Lac verte (grüner See). Von kleinen, einfachen Rundgängen bis zu mehrstündigen, anspruchsvolleren Touren bietet der Montagne d’Ambre für jeden das Passende und ist damit längst ein sehr beliebter Nationalpark geworden.
Klima:
Das Klima ist tropisch, der Park gehört zu den regenreichsten Gegenden Madagaskars. Regenzeit ist von etwa November bis März, aber auch außerhalb der Regensaison fällt regelmäßig Niederschlag. Der Nationalpark liegt außerdem auf Höhen zwischen 850 und 1450 m, wodurch gerade nachts die Temperaturen zeitweise auf bis zu 10-15°C absinken können. Tagsüber ist es meist angenehm warm. Wer den Montagne d’Ambre besucht, sollte auf jeden Fall einen warmen Schlafsack und Kleidung für verschiedene Wetterlagen mitbringen.
Infrastruktur:
In Ambohitra (Joffreville) befindet sich der Parkeingang samt Office am oberen Ende der Hauptstraße, hier findet man auch ortskundige Guides. Der großzügige Campground des Parks liegt jedoch noch einige Kilometer weiter im Park auf einer wunderschönen Lichtung mitten im Regenwald. Der Campground ist kostengünstig und bietet etliche überdachte Zeltplätze für kleinere Zelte, Kochstellen (ohne Equipment), rustikale Sanitäranlagen (Dusche und WC), fließendes kaltes Wasser direkt aus dem Berg und natürlich ein unvergessliches Naturerlebnis. Strom gibt es keinen. Ein besseres Hotel und kleinere Pensionen befinden sich in Joffreville selbst, mehr Lodges und Hotels in allen Preisklassen gibt es im weiter entfernten Antsiranana (Diego Suarez). Auf der Hauptstraße von Joffreville befinden sich ein größerer Laden sowie einige kleinere Kioske, in denen man Getränke, Kekse und notwendige Kleinigkeiten erwerben kann. Kohle und Lebensmittel sollte man bereits in Diego Suarez erwerben.
Fauna & Flora:
Der Montagne d’Ambre Nationalpark gehört zu den artenreichsten Regenwäldern Madagaskars – wer hier behauptet nichts selbst gefunden zu haben, war vermutlich gar nicht da. An fast jedem Baum gibt es Tiere zu bestaunen, und nirgends auf Madagaskar ist es derart leicht, seltene Arten aufzuspüren und zu beobachten. Nach wie vor werden hier fast jedes Jahr neue, einzigartige Spezies entdeckt. Seltene Orchideen, Unmengen Nestfarne und Schraubenpalmen (insgesamt über 1000 Pflanzenarten) bieten ein wahres Paradies für Naturliebhaber. Aktuell beherbergt der Park rund 75 Vogelarten, 25 Säugetierspezies sowie knapp 60 Reptilien– und 25 Amphibienarten.
Kronen-, Sanford- und nördliche Gabelstreifenmakis (Eulemur coronatus, Eulemur sanfordi und Phaner electromontis) sind drei von sieben im Park anzutreffenden Lemuren-Arten. Vor allem die Kronenmakis sind immer wieder gesehene Besucher direkt am Campground, und beobachten neugierig die menschlichen Neuzugänge. Der kleinste tagaktive Lemur, der Sambirano-Bambuslemur (Hapalemur occidentalis), sucht auf dem Berg in kleinen Bambushainen seine Nahrung. Ringelschwanzmungos (Galidia elegans) kommen fast täglich bis zum Campground und lassen sich dort sehr leicht fotografieren.
Berühmt ist der Montagne d’Ambre für sein enormes Vorkommen an Chamäleons, die hier besonders abends leicht in den Bäumen und Gebüschen zu finden sind. Von winzigen Brookesia tuberculata, die auf einem Daumennagel Platz nehmen können, bis zu den sanften Riesen des Nationalparks, Calumma ambreense, gibt es hier unendlich viel zu fotografieren: Furcifer petteri mit zitronengelben Weibchen und gehörnten Männchen, Calumma linotum mit seiner blauen Nase, Brookesia antakarana mit den urigen Zacken auf dem hellen Körper. Sogar etliche erst in den letzten Jahrzehnten beschrieben Arten wie Furcifer timoni gehören zu den Bewohnern des Nationalparks und können mit guten Augen in hohen Bäumen entdeckt werden.Wer Chamäleons sucht, für den ist der Montagne d’Ambre ein wahres Paradies. Die perfekt an ihre Umgebung angepassten Blattschwanzgeckos muss man im dichten Dschungel erstmal finden, aber es gibt praktischerweise gleich mehrere Arten davon im Park, darunter kleinere wie Uroplatus finiavana oder Uroplatus alluadi und den größten ihrer Verwandten, Uroplatus giganteus.
Tagsüber sonnen sich Hakennasennattern (Leioheterodon madagascariensis) auf den Wegen. Amphibienfreunde können mit etwas Geschick und Glück verschiedene Frösche in Pandanus-Blattachseln und an Bachläufen finden, darunter Boophis entingae, Platypelis grandis und Boophis roseipalmatus Wer lieber gefiederte Tiere beobachtet, sollte sich hier auf die Suche nach dem seltenen Madagaskar-Fischadler (Haliaeetus vociferoides) machen. Auch der Rotbrustcoua (Coua serriana) lebt in den Baumwipfeln des Urwaldes.
Kurzum: Wer im Norden Madagaskars unterwegs ist, sollte unbedingt zum Montagne d’Ambre fahren. Hier warten unvergessliche Erlebnisse und ein grandioser Regenwald, der selbst auf Madagaskar unvergleichlich ist.