Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) gehören zu den bekanntesten Bewohnern Madagaskars und besiedeln regulär die küstennahen Gebiete vom Nordwesten Madagaskars über den Norden und an der Ostküste herunter bis etwa 120 Kilometer südlich von Toamasina (Tamatave). Dabei scheint es keine besonderen Vorzüge zu den besiedelten Habitaten zu geben, auch wenn man sie besonders gut in offenen, Busch bewachsenen Gegenden sieht. Man kann die Tiere in Plantagen, Tieflandregenwäldern und sogar Bergnebelwäldern finden, oftmals sogar in Gärten menschlicher Siedlungen. Durch ihre große Anpassungsfähigkeit konnten sich auf Mauritius und La Réunion eingeschleppte Pantherchamäleons dort inzwischen erfolgreich etablieren. Ursprünglich kommen sie ausschließlich auf Madagaskar vor.
Berühmt sind Pantherchamäleons für ihre extrem bunte Farbenvielfalt, mit der kaum ein anderes Reptil weltweit konkurrieren kann. Ob knallrot mit weißer Bänderung oder Blau, Gelb und Grün – jeder dürfte bei dieser Art einen persönlichen Favoriten finden. Entlang der Verbreitungsgebiete des Pantherchamäleons ändert sich die Grundfarbe der Männchen von Ort zu Ort. Man nennt diese Unterschiede Lokalformen. Sie gehen in Ihrer Benennung immer mit den Fundorten der Tiere, meist Ortsnamen oder Inselbezeichnungen, einher. Neben den bunten Farben sind Pantherchamäleons wie alle Chamäleons außerdem für ihre Fähigkeit zum Farbwechsel bekannt. Entgegen vieler Mythen passen sich Chamäleons jedoch nicht ihrem Untergrund an, sondern drücken mit dem Farbwechsel der Haut ihre Stimmung aus, kommunizieren damit und nutzen dunklere Farben zum Aufwärmen in der Morgensonne. Jedes Tier hat außerdem einen begrenzten „Farbtopf“ und kann nicht jede beliebige Farbe annehmen.
Eine weitere skurrile Eigenheit sind die Augen der Tiere. Chamäleon-Augen können unabhängig voneinander bewegt werden und decken ein Sichtfeld von beeindruckenden 342° ab. Sie sind deshalb auch Bestandteil vieler Legenden auf Madagaskar, und nur wenige Menschen auf der Insel fassen Chamäleons freiwillig an. Eine der vielen Legenden erzählt, dass Chamäleons mit einem Auge in die Zukunft und mit einem in die Vergangenheit sehen können. Die Schleuderzunge ist eine weitere Besonderheit: Blitzschnell wird die Zunge aus dem Maul geschleudert, um mit dem verdickten Ende Insekten zu fangen. Die Zunge eines Pantherchamäleons kann dabei anderthalb mal so lang werden wie das Chamäleon selbst.
Das Leben eines Pantherchamäleons beginnt mit dem Schlupf aus einem Ei, meist in der Regenzeit. Zu dieser Zeit haben die kleinen Pantherchamäleons das beste Nahrungsangebot, um schnell zu wachsen. Doch viele Beutegreifer sehen die jungen Chamäleons als willkommene Abwechslung im Speiseplan: Vögel, Lemuren, größere Chamäleons und inzwischen leider auch viele eingeschleppte Hauskatzen sorgen dafür, dass nur ein kleiner Teil der geschlüpften Pantherchamäleons es bis ins Erwachsenenalter schafft. Mit einer Gesamtlänge von rund 50 cm gehören Pantherchamäleons zu den größeren Chamäleonarten. Die weiblichen Tiere dieser Gattung werden inklusive Schwanz maximal 35 cm lang und sind im Gegensatz zu den Männchen eher unauffällig orange oder rosa gefärbt. Die männlichen Pantherchamäleons haben einen größeren, leicht gegabelten Schnauzenfortsatz und an der Schwanzwurzel eine Verdickung, die durch die beiden Hemipenes-Taschen verursacht wird. Chamäleons sind nämlich gut bestückt – sie verfügen über gleich zwei Penes statt nur einem einzigen.
Mit etwa einem halben bis einem Jahr verpaaren sich Pantherchamäleons das erste Mal. Um ein Weibchen zu beeindrucken, zeigen die Männchen ihre leuchtendsten Farben und laufen Kopf nickend auf die Angebetete zu. Ist das Weibchen noch nicht bereit, wehrt sie die Annäherungsversuche fauchend und beißend ab. Im besten Fall kommt es zur Paarung. War die erfolgreich, verändert sich die Farbe des Weibchen ein wenig, und nach gut einem Monat legt sie 20 bis 30 weiße, ovale, kleine Eier ab. Dazu wird mühevoll über Stunden ein Loch in weichen Boden gegraben und später wieder so sorgsam verdeckt, dass alles wieder exakt aussieht wie zuvor. Das Weibchen geht anschließend wieder ihres Weges und kümmert sich nicht mehr um den Nachwuchs. Nach etwa sieben bis acht Monaten schlüpfen die jungen Pantherchamäleons aus ihren Eiern. Sie arbeiten sich aus dem niedrigen Erdloch und klettern auf nahe gelegenes Buschwerk. Baby-Pantherchamäleons sind sofort unabhängig von ihren Eltern und können bereits am ersten Lebenstag selbstständig Insekten jagen. Dann beginnt erneut der Lebenslauf eines Pantherchamäleons.
Wie alt Pantherchamäleons in ihrem natürlichen Lebensraum werden, weiß man leider nicht genau. In der Terraristik, in der das Pantherchamäleon seit Jahrzehnten sehr beliebt ist, können diese Chamäleons gut fünf bis acht Jahre alt werden. Wahrscheinlich bleiben ihre Artgenossen auf Madagaskar jedoch deutlich darunter. Heute werden jährlich nach CITES-Quote 2000 Pantherchamäleons der Natur entnommen und für den Verkauf exportiert. Da Pantherchamäleons jedoch nach wie vor eine sehr häufig anzutreffende Art auf Madagaskar sind und mit vielerlei Lebensräumen zurechtkommen, gelten sie auf der roten Liste der IUCN aktuell als nicht gefährdet. In der Terraristik werden die Tiere regelmäßig nachgezüchtet und sind längst zu einer der beliebtesten Chamäleon-Arten avanciert. Wer Pantherchamäleons auf Madagaskar in ihrem natürlichen Lebensraum erleben will, der sollte sein Glück im Frühjahr versuchen – dann ist es besonders einfach, die Tiere zu finden.
- Madcham.de
Katalog der Lokalformen von Pantherchamäleons auf Madagaskar