Brandneues

Reservat Mitsinjo

Mitsinjo:

Das Wort mitsinjo bedeutend soviel wie „nach vorne schauen“ oder „für die Zukunft planen“.

Lage:

Das Reservat liegt nahe der Ortschaft Andasibe im Osten Madagaskars in der Region Alaotra-Mangoro, rund 140 km von der Hauptstadt Antananarivo entfernt. Man fährt aktuell etwa vier Stunden auf der RN2, die sich in mäßig gutem Zustand befindet, und biegt dann an einer gut beschilderten Kreuzung nach Andasibe ab.

Indri im Reservat Mitsinjo

Infos zum Reservat:

Das Reservat Mitsinjo wird geleitet von der gleichnamigen kommunal geführten Organisation. Gegründet wurde sie 1999 von dreizehn Madagassen aus Andasibe, die ihre Zukunft und den Artenschutz ihrer Regenwälder selbst in die Hand nehmen wollten. 2003 konnte als erster großer Erfolg der Betrieb und Ausbau der schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts bestehenden forest station in Analamazaotra übernommen werden. Das mit Palmblättern gedeckte Haus liegt nur 200 m entfernt vom Eingang eines Teils des staatlich geführten Nationalparks Andasibe-Mantadia. Hinter der forest station erstrecken sich rund 7 km² Regenwald. Ein Teil des Geländes besteht aus ehemals zur Abholzung genutztem Regenwald, zu dessen Aufforstung mehrere Baumschulen gegründet wurden. Aktuell sind zwei Baumschulen im Betrieb, die rund 40.000 Setzlinge von insgesamt etwa 125 verschiedenen, auf Madagaskar endemischen Baumarten pro Jahr erwirtschaften. Für 30.000 Ariary kann man sich als Besucher ein Bäumchen aussuchen und direkt vor Ort auch pflanzen – einfach direkt in der forest station nachfragen!

Ebenfalls zum Reservat gehört ein weitläufiges Sumpfgebiet namens Torotorofotsy nahe Menalamba im Nordwesten Andasibes. Es beherbergt auf knapp 100 km² einen enormen Reichtum an Amphibien, seltenen Pflanzen und Vögeln sowie den großen Bambuslemur (Prolemur simus). 2005 wurde Torotorofotsy zu einem Gebiet erklärt, dass von der in der Stadt Ramsar (Iran) unterzeichneten Konvention zum „Übereinkommen über Feuchtgebiete internationaler Bedeutung“ als besonders schützenswert erachtet wird.

Mitsinjo 2016 (2)
Bäumchen werden groß gezogen

Außerdem steht wissenschaftliche Arbeit weit oben auf der Agenda von Mitsinjo: 2011 eröffnete das erste Forschungs- und Nachzuchtzentrum für Amphibien auf Madagaskar hier seine Pforten. Mit Hilfe vieler internationaler Unterstützer (darunter Durrell Wildlife Conservation Trust, the Amphibian Ark oder die Association of Zoo and Aquariums) konnten eine Zuchtstation, Futtertierzuchten und eine Quarantänestation im Reservat eingerichtet werden. Sieben verschiedene Arten werden aktuell in der Zuchstation betreut. Inzwischen wurden bereits viele Erkenntnisse zum Schutz und insbesondere der Nachzucht stark gefährdeter Amphibienarten wie dem Goldfröschchen (Mantella aurantiaca) gewonnen und wissenschaftlich publiziert.

Mitsinjo kümmert sich jedoch nicht nur um den Schutz des eigenen Regenwaldes und dessen Bewohnern, sondern auch um Aufklärung über Malaria und AIDS in der lokalen Bevölkerung und sorgt so mit vielen kleinen Bausteinen dafür, dass der Artenschutz und die nachhaltige Nutzung der vorhandenen Ressourcen bei den Menschen selbst ankommen. Mit acht Schulen der Umgebung arbeitet das Reservat zusammen, arbeitet Projekte aus, führt kostenlose Führungen durch und lehrt die Kinder, ihre heimische Natur wertzuschätzen. Heute arbeiten 42 Menschen für Mitsinjo, davon sind lediglich zwei nicht madagassisch.

Sign beside the forest station
Direkt neben der Waldstation

Das Reservat Mitsinjo kann täglich von 07 bis 16 Uhr besucht werden. Einen Guide erhält man direkt in der forest station zugewiesen, dort entrichtet man auch den Eintritt von 35.000 bis 50.000 Ariary pro Person (etwa 11 bis 18 €, abhängig von Dauer des Aufenthalts und Route) . Unter den zwei bis acht Kilometer langen, gut befestigten Wanderwegen dürfte jeder Reisende das Passende finden.

Klima:

Wie in dem nahe gelegenen Nationalpark Andasibe-Mantadia und dem Reservat V.O.I.M.M.A. ist es in Mitsinjo das ganze Jahr über feucht, und tagsüber meist angenehm warm. Nachts können die Temperaturen stark absinken.

Infrastruktur:

Andasibe hat als eine der meistbesuchten Gegenden Madagaskars eine hervorragende Infrastruktur. Es gibt Hotels für jeden Geldbeutel nur wenige Kilometer entfernt von Mitsinjo, eine große Zahl an Restaurants und inzwischen sogar mehr und mehr Wlan. Wer im Regenwald campen möchte, kann direkt im Reservat einen Zeltplatz mit fließend Wasser (kein Strom) gegen eine kleine Gebühr nutzen. Mitsinjo selbst besitzt außerdem einen kleinen Andenkenladen, in dem ausschließlich lokal handgefertigte Produkte verkauft werden.

Flora & Fauna:

Scaphiophryne
Ein Marmorkrötchen in Mitsinjo

Mitsinjos größter Schatz sind die vielen Frösche. Andasibe ist bekannt für seinen extrem hohen Reichtum an Frosch-Arten, mehr als hundert Arten finden sich in der faszinierenden Fauna in und um das Reservat. Fast alle kommen nur auf Madagaskar vor, darunter häufige Arten wie Boophis pyrrhus, Boophis luteus oder Boophis viridis, aber auch schwieriger zu findende Arten wie Mantella crocea.  Aber Mitsinjo ist nicht nur für seine Amphibien berühmt: Der Wald ist auch Heimat der größten Lemuren Madagaskars, der Indris. Diademsifakas und Wollmakis sind nur ein Teil der zahlreichen anderen seltenen Tiere, die hier beobachtet werden können. An Reptilien bietet das Reservat vor allem das Chamäleon Calumma brevicorne, die beiden kleineren Calumma emelinae und Calumma nasutum sowie das farbenprächtige Calumma parsonii cristifer, aber auch Blattschwanzgeckos, Schlangen wie die Hundskopfboa und andere Schönheiten der Natur.

Da es sich um ein kommunal geleitetes Reservat und nicht um einen Nationalpark handelt, können in Mitsinjo auch Nachtführungen unternommen werden. Lassen Sie sich verzaubern vom Gesang der unzähligen Frösche Andasibes und genießen Sie den Regenwald von seiner ganz anderen Seite!

Mehr Lesenswertes zum Thema:

Lesen Sie auch

Häufig gestellte Fragen zu Nationalparks

Kann ich im Nationalpark alleine unterwegs sein? Der Besuch eines Nationalparks zusammen mit einem „local …