Wie man es von den Tropen schon erahnen kann, sind viele Straßen Madagaskars eher sandige Pfade oder Schlammpisten als befahrbare Wege. Über 90% der Wege sind nicht asphaltiert, was das Reisen sehr zeitaufwändig macht – insbesondere, da die Entfernungen zwischen Nationalparks und Sehenswürdigkeiten oft riesig sind. Grundsätzlich führt ein kleines Netz größerer Straßen, sogenannter Route nationales (abgekürzt RN) durch das Land bzw. in große Städte. Die Route nationales sind zweispurig (eine Fahrbahn pro Richtung) und mehrheitlich asphaltiert, eine Fahrbahnbegrenzung ist so gut wie nirgends vorhanden. Geschwindigkeiten bis maximal 80 km/h sind die Regel. Bei den meisten Straßen sollte man aber eher von maximal 50 km/h ausgehen. Autobahnen, wie man sie aus Europa kennt, gibt es auf der Insel nicht. Für viele Strecken sind Geländewagen und besonders ein erfahrener Fahrer unerlässlich, und selbst dieser kann auch kleinen Nebenstraßen oft nur Schrittgeschwindigkeit fahren.
Auf Madagaskar herrscht überall Rechtsverkehr. Die weltweit üblichen Vekehrszeichen und grundlegende Verkehrsregeln existieren zwar, werden aber oft und gerne ignoriert. Innerhalb größerer Städte ist der Verkehr oft so dicht, dass man maximal im Schritttempo durchkommt oder im Minutentakt ganz stehenbleiben muss. Die Hauptstadt Antananarivo beispielsweise verfügt über eine beeindruckende Menge Staus und enge Verkehrsknotenpunkte, und über eine noch größere Menge Autos, Taxibrousse, Taxi Be und Motorroller. Hier wird das Recht des Stärkeren noch praktiziert, auch wenn hier und da ein pfeifender Polizist die Lage zu klären versucht.
Grundsätzlich muss man überall auf Madagaskars Straßen mit großen Schlaglöchern, kurzfristig unpassierbaren Brücken und anderen Hindernissen rechnen. Hindernisse werden, wenn sie schon länger bestehen, mit Warndreiecken oder – wesentlich üblicher – mit auf die Fahrbahn geworfenen Ästen markiert. Wegen dem wechselnden Zustand der Straßen ist es auf Madagaskar gängig, nur tagsüber zu fahren. Ab Sonnenuntergang kann das Fahren selbst auf den besseren RN sehr gefährlich werden.
Außerhalb der Route Nationales und der Großstädte finden sich sehr vielfältige Straßenverhältnisse. Von trockenen Feldwegen bis zu Schlammwüsten, Matschlöchern, spiegelglatten Laterit-Pisten und kaum befahrbaren Sanddünen ist alles dabei. Der Zustand der vielen Nebenstraßen hängt dabei maßgeblich vom Wetter ab – manche Orte sind bei tagelangem Regen schlicht nicht zu erreichen. Straßen, die auf offiziellen Landkarten noch als normale Straße eingezeichnet sind, erweisen sich übrigens oft als nicht mehr befahrbar. Straßenzustände können sich in Madagaskar auf Grund des harten Klimas innerhalb eines Jahrs von „gut befahrbar“ zu „kaum noch als Straße zu erkennen“ ändern.
Die Reparatur und der Ausbau der Straßen geht auf Madagaskar sehr schleppend voran. Vielerorts behelfen sich die Menschen selbst und füllen Schlaglöcher mit Kies und Sand auf. Auch kaputte Brücken werden meist von Hand repariert oder man sucht abenteuerliche Wege drumherum. Selbst größere Brücken können auf Madagaskar durch Naturkatastrophen wie Zyklone kurzfristig komplett ausfallen.
Im Folgenden findest du eine Übersicht über die meistbefahrensten RN Madagaskars und deren aktuellem Zustand.
RN2
Die RN2 liegt zwischen der Hauptstadt Antananarivo und Tomasina (Tamatave) an der Ostküste. Sie war bis vor wenigen Jahren in sehr gutem Zustand, der sich jedoch zusehends verschlechtert: Schlaglöcher und Risse werden immer mehr. Noch ist die RN2 aber durchgehend asphaltiert und recht gut befahrbar. Für die 141 km zwischen Antananarivo und Andasibe benötigt man zur Zeit gut vier Stunden.
RN3
Diese Route Nationale ist überwiegend asphaltiert und mit Geländewagen gut befahrbar. Sie führt von der Hauptstadt Antananarivo ins nordöstliche Hochland nach Anjozorobe.
RN4
Will man in den Norden Madagaskars, so kommt man an der RN4 von Antananarivo nach Mahajanga nicht vorbei. Die Straße führt 570 km in den Westen der Insel, bei Ankarafantsika biegt von ihr die RN6 ab. Die RN4 ist bis Ambondromamy asphaltiert und gut befahrbar. Der Beginn durch das zentrale Hochland ist sehr kurvig und führt durch eine sehr hügelige, kahle Gegend.
RN5
Die RN5 führt von der Ostküstenstadt Tomasina bis nach Maroantsetra im Nordosten knappe 400 km entlang der Ostküste Madagaskars. Sie ist zu Recht als die gefährlichste Straße Madagaskars berühmt-berüchtigt. Bis Soanierana Ivongo ist die RN5 gut befahrbar und apshaltiert, direkt nach der Fähre jedoch erwartet einen nur noch sandige Piste mit unendlichen vielen, teils enorm tiefen Wasserlöchern.
Je weiter man in den Norden kommt, desto schlechter wird die Straße, bis sie schließlich kaum mehr als ein schlechter Sandpfad ist. In der Regenzeit verwandelt sich die RN5 jedes Jahr in eine unbefahrbare Schlammwüste, in der Lkws versinken und selbst Unimogs nicht durchkommen. Zwischen den einzelnen Streckenabschnitten liegen viele schrottreife Fähren, bei denen man Benzin und Autobatterien selbst mitbringen muss. Im nördlicheren Bereich hinter Manompana gibt es außerdem etliche von Hand gezimmerte Holzbrücken sowie Strandabschnitte und spiegelglatte Laterit-Hügel zu überqueren. Hier können nur sehr erfahrene Offroad-Fahrer bestehen. Wieviel Zeit man für das Befahren der RN5 zwischen zwei Orten braucht, kann man wegen der vielen unvorhergesehenen Probleme auf der Strecke nie im Voraus sagen.
Einzige Ausnahme ist die RN5a zwischen Sambava, Vohémar und Ambilobe. Der Teil zwischen Sambava und Vohémar ist schon seit Jahren gut befahrbar. Die bisher quasi unbefahrbare Strecke zwischen Vohémar und Ambilobe wurde 2022 neu asphaltiert. Teile sind noch nicht asphaltiert, aber bereits geschottert. Dadurch ist man zwar rumpelig, aber überraschend „schnell“ unterwegs.
RN6
Wer von der RN4 kommt und weiter in den Norden will, der wechselt auf die RN6, die von Ambondromamy nahe des Nationalparks Ankarafantsika bis nach Antsiranana (Diego Suarez) an den nördlichsten Zipfel Madagaskars führt. Die RN6 hat in den letzten Jahren sehr gelitten. Viele Streckenabschnitte sind nicht mehr vollständig asphaltiert oder mit sovielen Schlaglöchern versehen, dass man nur sehr langsam fahren kann. Ab Ambanja wird die Straße massiv schlechter. Laterit-Suhlen, in die ganze LKWs hinein passen, sind leider mehr vorhanden als intakte Straße.
RN7
Die RN7 führt über 956 km von der Hauptstadt Antananarivo über Antsirabe, Fianarantsoa und Ambalavao sowie Ranohira (Isalo) bis in den tiefen Süden nach Toliara (Tuléar). Sie ist insbesondere wirtschaftlich eine der wichtigsten Straßen des Landes. Der Teil im Hochland ist sehr kurvig. Ab etwa Ambalavao werden die Kurven weniger, dann führt die RN7 teilweise kilometerweit schnurgerade geradeaus. Von Ambalavao bis Toliara ist die RN7 eine der besten Straßen des Landes.
RN8
Diese RN ist nicht asphaltiert, sondern eine Staubpiste, und führt von Morondava im Westen Madagaskars über Belo sur Tsiribina nach Bekopaka (nahe des Nationalparks Tsingy de Bemaraha). Ohne Geländewagen geht hier nichts, und in der Regenzeit ist die RN8 zeitweise gar nicht befahrbar. Aber auch in der Trockenzeit gibt es neuerdings merkwürdig nasse Straßenabschnitte, vor allem zwischen Belo und Bekopaka: Anwohner überfluten die Straße absichtlich, um mit Umleitungen, selbst gebauten Brücken oder schlicht Hilfe beim aus-dem-Matsch-ziehen feststeckender Fahrzeuge ein paar Ariary zu verdienen. Die berühmte Baobab-Allee ist übrigens Teil der RN8.
RN13
Die RN13 gehört zu den von Reisenden kaum befahrenen Straßen, sie führt 493 km von Ihosy im Süden Madagaskars nach Tolagnaro (Fort Dauphin). Offiziell ist die RN13 zwar noch asphaltiert, besteht aber praktisch nur noch aus Staubpisten und Schlaglöchern. Wer hier fährt, sollte dringend Ersatzreifen im Gepäck haben.