Zombitse-Vohibasia:
Der zusammengesetzte Name des Nationalparks leitet sich von zwei der drei zum Park gehörenden Gebieten ab. Zombitse bedeutet übersetzt so viel wie „dichter Wald“ und bezeichnet damit den Teil des Nationalparks, der aus Trockenwald besteht. Vohibasia ist die Savanne davor und heißt auf Deutsch „Hügel der Pistolen“, was auf die Auseinandersetzungen zwischen den Völkern des Südens und den Merina des zentralen Hochlandes vor einigen hundert Jahren zurückzuführen ist.
Lage:
Der Nationalpark Zombitse-Vohibasia liegt im tiefen Südwesten Madagaskars, rund 150 km nordöstlich von Toliara (früher Tuléar) und 90 km südlich Isalos in der Region Atsimo Andrefana. Die RN7 führt mitten durch den Park und zählt zu den besser befahrbaren Straßen Madagaskars. Aus der Hauptstadt Antananarivo dauert die Anfahrt auf Grund der mehr als 800 km Entfernung mit dem Geländewagen gute drei Tage. Einfacher ist es mit dem Flugzeug nach Toliara und mit dem Auto von dort in den Nationalpark (rund drei Stunden Fahrtzeit).
Infos zum Nationalpark:
Der Nationalpark Zombitse-Vohibasia setzt sich aus den drei Gebieten Zombitse, Vohibasia und Isoky Vohimena zusammen, die zusammen eine Fläche von rund 36,3 km² mit Trockenwald und Savannen bedecken. Die Schutzgebiete bestehen bereits seit 1962 (Zombitse) und 1997 (die anderen beiden), aber erst 2002 wurden sie offiziell gemeinsam zum Nationalpark erklärt. Bereits ein Jahr zuvor, 2001, war BirdLifeInternational auf das Gebiet aufmerksam geworden und hatte es zu einer besonders schützenswerten endemic bird area (EBA) erklärt. Das Bündnis BLI besteht inzwischen aus 120 Vogelschutzorganisationen, zu denen auch die Organisation Asity Madagascar (quasi der madagassische Vogelschutzbund) zählt.
Der Park ist praktisch die Übergangszone zwischen dem Kalksteingebirge, in dem auch der Nationalpark Isalo liegt, und den trockenen Dornwäldern des Südens. Die beiden den Park kreuzenden Flüsse, Onilahy und Mangoky, dienen als Wasserspeicher der Region. Zombitse-Vohibasia ist damit das letzte Überbleibsel des Trockenwaldes, der vor 150 Jahren noch die ganze Gegend überzog und heute durch Brandrodung und Abholzung einer kargen Einöde gewichen ist. Die Rundwege durch den Nationalpark sind gut begehbar, maximal 5 km lang und daher auch gut auf der Durchreise entlang der RN7 zu besuchen. Man kann einen Besuch im Park aber problemlos auf einen ganzen Tag ausdehnen.
Klima:
Wie überall im Süden Madagaskars ist es auch in Zombitse stets sehr warm. Das Thermometer klettert täglich über 25°, das Klima verändert sich das ganze Jahr über kaum. Selbst die Regenzeit fällt mit zwei bis drei Monaten eher kurz aus. Lange, aber dünne Kleidung, Sonnencreme und viel Wasser gehören daher auf jeden Fall ins Gepäck. Im Wald ist der Aufenthalt dank großer Schatten spendender Bäume meist angenehm, in der Savanne kann das Laufen trotz wenig Steigung anstrengend werden.
Infrastruktur:
Obwohl Zombitse-Vohibasia an der touristisch meistbesuchtesten Route Madagaskars liegt, gibt es nahe des Park selbst nur einen Campground (8 km entfernt). In der nächstgelegenen Stadt, Sakaraha, gibt es eine Hand voll sehr einfacher Übernachtungsmöglichkeiten (etwa eine halbe Stunde Fahrtzeit entfernt). Am Parkoffice selbst gibt es lediglich rustikale Sanitäranlagen.
Die Gegend rund um den Park wird traditionell von drei Volksgruppen bewohnt: Den Bara, die vor allem von der Rinderzucht leben, den Antandroy sowie den Mahafaly, deren auffällig mit Zebuschädeln geschmückte Steingräber man in der Gegend sehen kann.
Fauna & Flora:
Zombitse-Vohibasia ist ein kleines Juwel mitten im kargen Saphirabbaugebiet des Südens. Schon an den Häusern des Park Office kann man den im ganzen Südwesten Madagaskars heimischen Standings Taggecko (Phelsuma standingi) mit seinen leuchtenden Farben entdecken. Andere Reptilien wie die südliche Madagaskarboa (Acranthophis dumerili) oder kleine Madagaskar-Sandleguane (Chalarodon madagascariensis) gehören ebenfalls zum Inventar des Nationalparks. Im Frühjahr werden Unmengen bunter Schmetterlinge von der mineralhaltigen Erde angezogen.
Berühmt ist Zombitse jedoch für seinen Reichtum an Vögeln – fast die Hälfte aller auf Madagaskar endemischen (nur dort vorkommenden) Vögel ist hier anzutreffen. Wer möglichst viele der rund 90 hier anzutreffenden Arten beobachten möchte, sollte früh aufstehen und sich schon bei Sonnenaufgang auf die Pirsch machen. Neben dem nur in Zombitse lebenden Appertbülbül (Bernieria apperti) können hier unter anderem Vangas (Xenopirostris ssp.), der Riesenseidenkuckuck (Coua gigas), Madagaskarkauz (Ninox superciliaris), Hirtenregenpfeifer (Charadrius pecuarius), Madagaskar-Flughuhn (Pterocles personatus) und Lantzbuschsänger (Nesillas lantzii) entdeckt werden.
Der Nationalpark ist außerdem die Heimat etlicher Gruppen Larvensifakas (Propithecus verreauxi) die an Menschen gewöhnt sind und daher aus nur wenigen Metern Entfernung beobachtet werden können. Auch sieben weitere Lemuren-Arten leben in den Trockenwäldern, darunter die seltenen Gabelstreifenmakis (Phaner pallescens) und der nur hier vorkommende, nachtaktive Hubbard-Wieselmaki (Lepilemur hubbardi).
Auch in Bezug auf Pflanzen hat Zombitse einiges zu bieten. Etliche mehr als 500 Jahre alte Baobabs (Affenbrotbäume) der Art Adansonia za kann man hier bewundern, und viele Orchideen ranken entlang alter Bäume im Wald – die meisten davon blühen zu Beginn der Regenzeit im Dezember. Typische Pflanzen Südmadagaskars wie Pachypodien oder Didieraceae dürfen natürlich nicht fehlen.
Auch wenn der Nationalpark im Gegensatz zu seinem nächsten Nachbarn, Isalo, recht unbekannt und deutlich weniger besucht ist, lohnt es sich auf jeden Fall, hier einen Zwischenstop einzulegen. Nicht nur Vogelfreunde kommen hier auf ihre Kosten!