Der Giraffenhalskäfer ist eines der berühmtesten Insekten Madagaskars. Benannt nach seinem langen Hals, gilt er als absolut einzigartig auf der roten Insel. Doch es gibt noch einen weiteren, kleineren Bruder des Giraffenhalskäfers auf Madagaskar.
Die Art Trachelophorus madegassus kommt im Regenwald von Ranomafana und einigen anderen Gebieten des madagassischen Hochlandes vor. Dem Original sieht die Art enorm ähnlich, sie wird allerdings nur halb so groß und trägt anstatt roten einfache, schwarze Flügel. Mit nur fünf bis neun Millimeter Körperlänge sind die Tiere wirklich winzig. Häufig wird der kleinere Käfer sogar in der Nähe des großen Giraffenhalskäfers angetroffen. Deshalb besteht vielerorts noch der Mythos, es handele sich dabei um „Jungtiere“. Das ist natürlich falsch. Der kleine Bruder des Giraffenhalskäfers ist eine eigene Art. Jungtiere, also noch wachsende Käferkinder, gibt es bei Käfern gar nicht.
Die Weibchen rollen – genau wie die großen Schwestern – je ein spezielles Blatt sorgsam um ein einzelnes Ei. Ist das Blattpaket fertig gerollt, schneidet das Giraffenhalskäferweibchen es von seinem Stiel und es fällt zu Boden. Im Blatt sicher verhüllt schlüpft aus dem Ei eine Larve. Das um die Larve herum aufgerollte Blatt dient als erste Nahrung. Später verpuppt sich die Larve und nach der Metamorphose entsteigt der Puppe dann der fertige Giraffenhalskäfer.
Der schwarze Giraffenhalskäfer hat einen etwas kürzeren Hals als sein großer Bruder. Sonst steht er dem Original jedoch in nichts nach. Entdeckt wurde Trachelophorus madegassus übrigens schon 1922. Der französische Insektenkundler Alphonse Hustache beschrieb die Art nach einem Präparat in der Sammlung des Naturhistorischen Museums von Paris. Insgesamt gibt es knapp 20 Arten von Giraffenhalskäfern weltweit. Zwei davon leben ausschließlich auf Madagaskar.
Wer sowohl den echten Giraffenhalskäfer als auch seinen kleinen Bruder finden möchte, der sollte sich im Nationalpark Ranomafana auf die Suche machen. Hier stehen vor allem während der Regenzeit die Chancen sehr gut, die winzigen Naturwunder zu entdecken.