Praktisch das Gegenstück zum weißen Seidensifaka ist der nah verwandte schwarze Sifaka oder Perrier-Sifaka (Propithecus perrieri). Mit einer Körpergröße von 85 bis 92 cm bei einem Gewicht von 3,7 bis 6 kg gehört er zu den größeren Lemuren, wobei der Schwanz bis zu 46 cm seiner Gesamtlänge ausmacht. Passend zum Namen haben diese Tiere vollständig schwarzes, seidig glänzendes Fell. Nur Gesicht, Ohren sowie Hand- und Fußflächen sind unbehaart.
Im Gegensatz zu den weißen Seidensifakas kommen schwarze Sifakas nicht im feuchten Regenwald vor, sondern bevorzugen eher trockene bis halbfeuchte Gebiete im nördlichsten Zipfel Madagaskars. Ihr aktuelles Verbreitungsgebiet liegt in Trockenlaub- und Auwäldern des Analamerana Nationalpark sowie dem Schutzgebiet Andrafiamena, das von der nichtstaatlichen Organisation Fanamby betreut wird. Die nördliche Grenze ist der Fluss Irodo, die südliche der Fluss Lokia; womit das Gebiet knapp 300 km² umfasst. Vor wenigen Jahrzehnten wurden schwarze Sifakas auch im Ankarana Nationalpark gesehen, heute sind sie dort jedoch schon ausgestorben. Die von ihnen bewohnte Waldfragmente sind größtenteils nicht miteinander verbunden, wodurch kein Austausch zwischen den einzelnen Sifkaka-Verbänden stattfinden kann. Viele der einzelnen Habitate sind weniger als ein Quadratkilometer groß und liegen auf Höhen zwischen Meeresniveau und 600 m. Das Klima ist stark saisonal abhängig mit einer kühleren Trockenzeit von Mai bis Oktober und einer warmen Regenzeit in den übrigen Monaten.
Schwarze Sifakas leben in kleinen Gruppen von zwei bis sechs Tieren, wobei stets ein Weibchen die Führungsposition inne hat und Weibchen generell zuerst und an besseren Stellen fressen dürfen. In der Regel lebt ein Männchen mit mehreren Weibchen zusammen, es gibt aber auch allein lebende Paare. Jede Gruppe bewegt sich über das Jahr in einem festen Territorium von rund 0,3 km² Ausdehnung. Rein äußerlich kann man die beiden Geschlechter kaum unterscheiden. Untereinander kommunizieren sie durch verschiedene Laute, die sowohl klare Warnrufe als auch Geräusche, die einem Niesen ähneln, einschließen. Schwarze Sifakas sind als wenig aggressiv gegenüber Artgenossen bekannt. Dies könnte aber auch daran liegen, dass sich die wenigen verbliebenden Gruppen nur selten über den Weg laufen. Sie ernähren sich wie andere Sifaka-Arten rein pflanzlich. In der Regenzeit fressen sie die Früchte und Samen des sprießenden Grüns. Geht es ab Mai in die Trockenzeit, wechseln sie auf die verbleibende, kargere Kost mit vorwiegend Blättern, Stielen, ab und zu Blüten. Über 30 verschiedene Pflanzenarten wurden bisher auf dem Speiseplan der schwarzen Sifakas ausgemacht.
Mit vier bis fünf Jahren werden schwarze Sifakas geschlechtsreif. Danach können sie jedes oder alle zwei Jahre Junge gebären, wobei gut die Hälfte der Jungtiere bereits vor Erreichen des ersten Lebensjahres verstirbt. Die Jungen werden im Juni und Juli nach rund sechs Monaten Tragzeit geboren. Überlebende Jungtiere sind mit gut zwei Jahren unabhängig von der Versorgung ihrer Eltern. Vieles über Fortpflanzung, Lebensweisen und Sozialverhalten der schwarzen Sifakas ist noch gar nicht bekannt. Als Beutetiere dienen schwarze Sifakas wohl nur der Fossa und streunenden Hunden, die die Sifakas in aller Regel besonders beim Überqueren von offenen Graslandschaften erfolgreich jagen können. Größere Raubvögel können eine Gefahr für junge Sifakas darstellen.
Das Überleben der schwarzen Sifakas steht aktuell auf der Kippe. Die Art gehört zu den 25 am stärksten bedrohten Primaten weltweit, in ihren aktuell besiedelten Lebensräumen sind nicht mehr als 155 Individuen übrig. Die IUCN führt die Art auf der roten Liste als critically endangered, also als vom Aussterben bedroht. Ob sich aus den verbliebenen schwarzen Sifakas wieder eine stabile Population entwickeln kann, ist mehr als fraglich. Die niedrige Reproduktionsrate der Tiere in Kombination mit der sehr schnell voranschreitenden, massiven Verkleinerung ihres sowieso schon zersplitterten Habitats ist ein Flaschenhals, aus dem die schwarzen Sifakas kaum noch entrinnen können. Sowohl illegaler Baumschlag von wertvollen Tropenhölzern als auch das weit verbreitete Brandroden sind große Probleme, denen nach der politischen Krise bis 2014 nur schwer entgegenzuwirken ist. Über ein Viertel der schwarzen Sifakas leben zudem in Gebieten, die keinerlei Schutzstatus haben und in denen entsprechend in Kürze keine Wälder mehr übrig sein dürften.
2013 wurde von verschiedenen Forschern und Wissenschaftlern ein Plan zum Schutz der Lemuren Madagaskars erarbeitet. Für den schwarzen Sifaka wird empfohlen, die existierenden Schutzgebiete zu vergrößern und mit Hilfe der einheimischen Bevölkerung Aufforstungsprojekte zur Wiederherstellung von Verbindungskorridoren zwischen den Waldfragmenten einzusetzen. Zusätzlich sollen Waldpatrouillen und weitere Forschungsstationen eingerichtet werden, um das fehlende Wissen über die schwarzen Sifakas zu ergänzen und damit den Schutz effektiver gestalten zu können. Zeitgleich sollen die Dörfer vor Ort mittels Hühner- und Entenzuchten Alternativen zur Brandrodungs-Agrikultur aufgezeigt bekommen und in den umgebenden Schulen soll Natur- und Umweltschutz ein größeres Thema werden. Ein ambitionierter Plan, dessen Umsetzung und gleich bedeutend damit die Rettung der schwarzen Sifakas vor allem eine Frage des Geldes und der Motivation und Geduld der Beteiligten ist. Bisher hat sich noch wenig getan.
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- Lemurs of Madagascar – a strategy for their conservation 2013-2016
Großbritannien 2013 | Autoren: Mittermaier et al - An international conservation and research programme for Perrier’s sifaka
Lemur News Vol 10, S. 1– 2 | USA 2006 | Autor: Christoph Schwitzer, Olivier Arnoult, Berthe Rakotosamimanana
- Lemurs of Madagascar – a strategy for their conservation 2013-2016
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