Es gibt noch viele Geckos auf Madagaskar, deren Artstatus nicht ganz geklärt ist. Eine dieser Arten ist Phelsuma lineata, der Streifentaggecko. Namensgebend ist der schwarze Streifen, der entlang der Körperseite verläuft. Aktuell sind vier Unterarten des Streifentaggeckos bekannt, die über ganz Madagaskar verteilt sind. Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrem Lebensraum, sondern auch in Größe und Färbung.
Der kleinste Streifentaggecko ist mit 10 bis 11 cm Gesamtlänge Phelsuma lineata bombetokensis. Er lebt im trockenen, heißen Westen Madagaskars. Sein Verbreitungsgebiet reicht vom Nationalpark Ankarafantsika über Marovoay bis zur namensgebenden Bucht von Bombetoka mit der Hafenstadt Mahajanga. Der Lebensraum sind Raphiapalmen und andere hochwüchsige Palmenpflanzen. In die Nähe menschlicher Behausungen begibt diese Unterart sich eher nicht. Zu erkennen ist dieser Streifentaggecko sehr einfach an seinem gelben Augenring, den die anderen Unterarten nicht tragen.
Der Streifentaggecko Phelsuma lineata lineata lebt im östlichen sowie südöstlichen Hochland und an der Ostküste Madagaskars. Im und rund um die Nationalparks Andasibe-Mantadia und Ranomafana findet man diese Geckos häufig an Häuserwänden, Holzhütten und am Baum der Reisenden. Mit bis zu 14,5 cm Gesamtlänge ist es der größte Streifentaggecko der Insel – und sicherlich auch der am meisten fotografierte.
Im zentralen Hochland Madagaskars lebt eine weitere Unterart des Streifentaggeckos, Phelsuma lineata elanthana. Man findet sie mit etwas Glück in Gärten direkt in der Hauptstadt Antananarivo. Diese Streifentaggeckos erreichen eine Gesamtlänge von bis zu 12 cm. Sie bewohnen Bananenpflanzen, Palmen und auch mal Hauswände.
Der kryptischste Streifentaggecko lebt weitab jeglicher Zivilisation im Tsaratanana-Gebirge. Phelsuma lineata punctulata bewohnt Höhen bis 2850 m und gilt als Felsenbewohner. Seinen Namen hat dieser Gecko von den vielen schwarzen Punkten auf dem Rücken. Er erreicht Gesamtlängen von bis zu 11,5 cm. Dank seiner abgelegenen Heimat gibt es nur wenige Fotos von diesem Streifentaggecko.
Allen Streifentaggeckos ist gemein, dass ihre Fortpflanzungssaison in der Regenzeit liegt. Während dieser nahrungsreichen Phase des Jahres paaren sich die Geckos und gehen dann wieder alleine ihrer Wege. Das Weibchen legt alle vier Wochen zwei kleine, weiße Eier ab. Dazu muss sie nicht jedes Mal erneut paaren – die kleinen Geckos sind zur Vorratsbefruchtung fähig. Sie können also mit dem Sperma einer einzigen Paarung mehrere Gelege nacheinander befruchten. Die hartschaligen Eier werden geschützt in Blattachseln oder Hohlräume in Palmen und Baumstämmen gelegt.
Die jungen Geckos schlüpfen nach nur sechs Wochen. Sie sind sofort voll auf sich alleine gestellt. Winzige Geckos sind jedoch leichte Beute größerer Fressfeinde. Dazu zählen auf Madagaskar nicht nur andere Geckos – selbst die der eigenen Art – sondern auch Spinnen, Gottesanbeterinnen, Chamäleons und andere Echsen. Übrigens bestimmt das Wetter, welches Geschlecht aus den Eiern der kleinen Taggeckos schlüpft: Ist es kühler, entstehen mehr Weibchen, ist es sehr warm, mehr Männchen. Hat ein Streifentaggecko die ersten Monate geschafft, wird er mit sechs bis neun Monaten geschlechtsreif. Dann beginnt der Lebenszyklus des Streifentaggeckos von Neuem.