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Tsingy de Bemaraha Nationalpark

Tsingy de Bemaraha:
Mitsingytsingyna ist der madagassische Ausdruck für „auf den Zehenspitzen laufen“ und namensgebend für die nadelspitzen Gesteine, die den Nationalpark ausmachen.

„Kathedrale“ in den Tsingy de Bemaraha

Lage:
Der Nationalpark Tsingy de Bemaraha liegt im Westen Madagaskars in der Region Melaky. Er befindet sich rund 250 km nördlich von Morondava, von wo Taxis bis zum Nationalpark fahren. Ein eigener Geländewagen ist jedoch für die lange off-road Strecke empfehlenswert – nicht nur der Bequemlichkeit, auch der Sicherheit und Fahrtlänge wegen. Gut einen ganzen Tag Fahrtzeit sollte man bei gutem Wetter von Morondava bis zu den Tsingy de Bemaraha einplanen, und mindestens einen weiteren von der Hauptstadt Antananarivo bis Morondava. In Bekopaka, kurz vor Erreichen des Nationalparks, muss außerdem der Fluss Manambolo mit einer abenteuerlichen Fähre überquert werden, welche nur bis 18.00 Uhr fährt. Eine RN dorthin gibt es nicht. Die Strecke ist grundsätzlich nur von Anfang Mai bis November, also in der Trockenzeit, befahrbar. In der Regenzeit ist der Park nicht erreichbar und daher praktisch geschlossen. Es verkehren regelmäßig Flüge zwischen der Hauptstadt Antananarivo und Morondava.

Infos zum Nationalpark:

Langohreule
Eule in den Tsingy de Bemaraha

Der Nationalpark Tsingy de Bemaraha ist rund 1527 km² groß und berühmt für seine namensgebenden Tsingys. Schon 1990 wurde das Gebiet zum UNESCO-Weltnaturerbe, erst 1997 wurde es auch offiziell Nationalpark Madagaskars erklärt. Am Manambolo direkt am Nationalpark liegen Gräber der Vazimba, die als fady gelten. Es gibt mehrere Wanderrouten im Nationalpark, von denen folgende zwei am häufigsten besucht werden: Der einfachste Weg ist der Rundweg zu den kleinen Tsingys, der rund drei Stunden in Anspruch nimmt und bereits als anspruchsvolle Wanderung bezeichnet werden kann. Eine Wanderung inklusive Klettersteigen mit Seil-Absicherung jedes Reisenden, Hängebrücken und engen Höhlen ist die Tour zu den großen Tsingys, für die man in guter gesundheitlicher Kondition sein sollte. Der Ausblick über die Tsingys belohnt einen jedoch für jede Anstrengung. Die bis zu 30 m hohen, spitz zulaufenden Nadelstein-Felsen sind ein beeindruckendes, einzigartiges Naturschauspiel. Unter ihnen verläuft ein verschlungenes Höhlensystem mit Mangrovenwäldern und sogar kleinen Seen.

Klima:
Der Nationalpark besteht nicht nur aus den auffälligen Kalksteinformationen, sondern auch aus ausgedehnten Trockenwäldern mit heißem, trockenem Klima. Nur tief zwischen den Tsingys herrschen feuchte klimatische Bedingungen, so dass teils sogar kleine Seen und Mangrovenwälder in den Schluchten zu finden sind. Die durchschnittlichen Tagestemperaturen auf den Karstplateaus jedoch liegen bei gut 35°C und nicht selten steigen die Temperaturen deutlich darüber. Auch nachts kühlt die Luft nicht unter 20°C ab. Wasserflaschen und Sonnenschutz gehören hier unbedingt ins Tagesgepäck!

Infrastruktur:
Die Infrastruktur rund um den Nationalpark ist für madagassische Verhältnisse hervorragend. Direkt am Rande der Tsingys in Bekopaka gibt es mehrere sehr gut ausgestattete Hotels, die aber entsprechend ihres Komforts und des beschwerlichen Transports von Getränken, Lebensmitteln und Alltagsgegenständen dorthin relativ teuer sind. Mehrere kleinere Restaurants und Lokale sowie einige kleinere Geschäfte sind ebenfalls vor Ort zu finden. Wer etwas einfachere Unterkünfte bevorzugt, kann auf der anderen Seite des Flusses (noch vor der Fähre) auf einem rustikalen Campground zelten. Ursprünglich sind die Tsingy de Bemaraha die Heimatstätte der Vazimba, das Volk existiert heute aber nur noch in Legenden. Die Gegend wird vorwiegend von Sakalava bewohnt, die mehrheitlich von der Landwirtschaft leben.

Van-Decken-Sifaka
Van-Decken-Sifaka

Fauna & Flora:

Wie in fast allen Nationalparks Madagaskars sind auch in den Tsingys de Bemaraha über 85% der Fauna und Flora endemisch. Rund 650 verschiedene Pflanzenarten finden hier eine Heimat. Sukkulenten wie die bekannten Flaschenbäume oder wunderschöne Orchideen kann man im ganzen Park bestaunen. Daneben gibt es eine unglaubliche Tiervielfalt, die man auf den ersten Blick in einer solchen Region überhaupt nicht vermuten würde. Neben dem größten Raubtier Madagaskars, der Fossa, leben im Nationalpark Van-Decken-Sifakas, Bambuslemuren, Rotstirn– und Mausmakis sowie viele andere Lemuren. Die Tiere passen sich perfekt ihrer Umgebung an und können teils sogar zwischen den messerscharfen Steinen umher springen. Fast 100 unterschiedliche Vogelarten lassen sich innerhalb des Parks beobachten, darunter auch der sehr seltene Madagaskarseeadler (Ankoay oder Icthyophaga vociferoides), der große Seidenkuckuck (Coua gigas) und die Madagaskar-Ohreule.

Brookesia perarmata
Brookesia perarmata

In den Höhlen und Felsaufbauten leben etwa 15 Fledermausspezies, die man hin und wieder auch tagsüber zu Gesicht bekommen kann. Reptilienfreunde werden in den Tsingy de Bemaraha auch nicht zu kurz kommen: Mit über 60 Arten sind die Schuppentiere neben einigen Amphibienarten gut vertreten. Die seltenen madagassischen Schienenschilkröten (Erymnochelys madagascariensis) leben ausschließlich in dieser Region. Man findet sie nur mit sehr viel Glück, genauso wie das ebenfalls seltene und nur hier lebende Erdchamäleon Brookesia perarmata.

Bei der üblichen Hitze in den Tsingys ist die Erforschung des Nationalparks sicher eine anstrengende Aufgabe – sie lohnt sich aber für die vielfältigen, fantastischen Erfahrungen auf jeden Fall!

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