Fianarantsoa liegt an der RN7 und ist über diese gut zu erreichen. Von dort aus verkehrt auf einer alten, rund 163 km langen Eisenbahnstrecke der „Dschungelexpress“ mit seiner urigen Diesellok von 1936. Aber auch die Waggons sind kaum jünger – hier erleben Sie Nostalgie und Abenteuer pur. Erbaut wurde die Linie zu Zeiten der französischen Kolonialherren. Über zehn Jahre dauerte es, bis der erste Zug fahren konnte. Heute bildet die Karawane aus Güter- und Personenwagen eine Lebensader für die Menschen im Süden.
Die Fahrt nach Manakara ans Meer dauert inzwischen bis zu 24 h (Stand Juli 2018) anstatt der früheren neun bis elf Stunden. Ende 2014 bis Anfang 2015 war der Zug sogar ganz außer Betrieb, konnte aber wieder repariert werden. Zwischendurch macht man auf der Fahrt alle 30 bis 45 Minuten an kleinen Bahnhöfen auf dem Weg Halt. Gut 40.000 Ariary kostet die Fahrt, das sind etwa 15 €. Während Reisende aus- und zusteigen und Gleise repariert werden, bieten Einheimische Kochbananen, frisches Obst, gegarte Flusskrebse und andere Leckereien zum Kauf an. An den Fenstern und auf kleinen Märkten direkt an der Strecke wird gehandelt, verkauft und sich unterhalten.
Auf dem Weg kann man die Landschaft des Südens genießen: Die Zugstrecke reicht über steile Schluchten, entlang der Teeplantagen von Sahambavy und dem gleichnamigen See, vorbei am Wasserfall Mandriampotsy, Hügel und Berge hinauf und schlängelt sich durch über 48 Tunnel und über 67 Brücken, vorbei an Reisfeldern, Baobabs, vorbei an Ziegeleien, Savannen und Regenwäldern. An 17 Bahnhöfen hält der Zug ganz offiziell auf seiner Reise. Unterwegs müssen jedoch immer wieder kleinere und größere Hindernisse überwunden werden: Mal fehlt ein Stück Gleis, mal muss ein Zebu von der Strecke und ab und zu muss die alte Lok wieder in Gang gebracht werden. Während der Fahrt überwindet der Zug 1100 Höhenmeter vom Hochland bis nach Manakara an die Ostküste, wobei die steilsten Streckenabschnitte bis zu 35‰ Neigung aufweisen.
Der Dschungelexpress fährt jeden zweiten Tag (dienstags, donnerstags und samstags), wegen technischer Störungen oder unvorgehergesehener Ereignisse kann er jedoch auch mal ganz ausfallen oder auf einen anderen Tag verschoben werden. Durchschnittlich fährt der Zug nur 30 km/h, die vielen Aufenthalte unterwegs tragen ebenfalls zu Verspätungen und Unterbrechungen bei. Ein gute Portion Geduld mitzubringen ist hier unerlässlich. Für die Madagassen ist mora mora (sinngemäß bedeutet das soviel wie „immer mit der Ruhe“) eine Lebensphilosophie – und im Dschungelexpress wird sie gelebt.
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- Fahrt in fremde Welten: Madagaskar – Der Zug des Lebens
Yannick Haennel| Frankreich 2012 | Dokumentation | 52 min - Mit dem Zug durch… Madagaskar
Susanne Mayer-Hagmann | Deutschland 2014 | Dokumentation | 45 min - Fernweh: Zug um Zug, Folge 1 & 2
Regie folgt | Schweiz 2007 | Dokumentation | 45 min
- Fahrt in fremde Welten: Madagaskar – Der Zug des Lebens