Brandneues

Fort Manda

Die Ruine des Forts Manda liegt rund drei Kilometer nordöstlich vom Küstenort Mahavelona (Foulpointe) entfernt und kann von dort gut zu Fuß erreicht werden. Direkt vom Ortsausgang der Stadt ist es nur noch halb so weit. Für einen Besuch sollte mindestens ein halber Tag eingeplant werden, der Eintritt kostet rund 3000 Ariary. Fidel, der Guide und Wächter des Forts, führt Reisende gerne gegen einen kleinen Obolus durch die alten Gemäuer und erzählt von der bewegten Geschichte der Ruine. „Manda“ ist übrigens einfach das madagassische Wort für Festung, die Bezeichnung „Fort Manda“ ist daher eigentlich falsch, hat sich aber eingebürgert.

Treppe im Fort
Treppe im Fort

Fort Manda wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter König Radama I. gebaut, nachdem dieser mit seiner Gefolgschaft aus der Volksgruppe der Merina die Ostküste erobert hatte. Der Bau dauerte ganze acht Jahre. Das Fort diente als Residenz des Gouverneurs Rafaralahy, dem die königliche Armee unterstand. In der Mitte des Mandas befanden sich damals Kasernen, Offiziershäuser, ein Zeughaus und ein Gefängnis. Rund 25.000 Soldaten sollen dort ständig stationiert gewesen sein. Manda war damit eine von fünf von den Merina gebauten Festungen, die zur Verteidigung gegen ausländische Eindringlinge entlang der Ostküste Madagaskars errichtet wurden, und ist heute die letzte erhaltene davon.

Leider konnten die Madagassen der französischen Besatzungsmacht nicht viel entgegensetzen, und so wurde Fort Manda nach seiner Eroberung 1898 geplündert. Danach diente es als Unterschlupf für Einheimische, als Lager und Zuflucht für Piraten und Diebe. 1950 wurden Teile der mächtigen Festung sogar entwendet, um sie als Baumaterial für den Erbau der späteren RN5 zu verwenden. Unter Fort Manda gibt es einen unterirdischen Fluchtweg, der heute aber verschüttet und nicht mehr zugänglich ist. Die Legende erzählt, dass bei Ankunft der Franzosen kein einziger Merina mehr innerhalb des Mandas gefunden werden konnte – sie alle konnten durch den Geheimgang flüchten. Wahrscheinlicher ist, dass vor allem wichtige Bürger sowie ranghohe Soldaten sich damals retten konnten.

Schießscharte
Schießscharte

König Radama I. ließ seine Festungen als Symbol der Harmonie kreisrund erbauen, im Durchmesser hat Fort Manda rund 70 m. Die Mauern sind bis zu acht Meter hoch und an einigen Stellen sechs Meter dick, sie wurden einst in Handarbeit aus Korallen, Sand und Eierschalen geformt. Das Eiweiß von über 150.000 Eiern soll den Erzählungen der Einheimischen nach als Zement gedient haben. In regelmäßigen Abständen wurden Schießscharten in die Mauern eingelassen, durch die mit den von den Engländern erhaltenen Kanonen auf Angreifer gezielt werden konnte. Einige Kanonen, versehen mit der königlichen Insignie „GR“, sind heute noch zu besichtigen. In den Resten von Galerien, Wehrgängen und Kasernenwänden kann man sich heute frei bewegen und sich auf die Spuren der alten Merina begeben. Von den höchsten Punkten der Ruine hat man außerdem einen tollen Ausblick auf den Indischen Ozean und Mahavelona.

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