Vermutlich befindet sich der größte Artenreichtum Madagaskars bei den Insekten, Gliederfüßern und Spinnentieren. Etliche tausend Arten dürften es mit Sicherheit sein, eher mehr – zumal viele heute noch weder entdeckt noch beschrieben sind.
Bekannt und skurril zugleich ist der Giraffenhalskäfer. Die Männchen dieser Art sind rot beflügelt und haben einen langen, giraffenartigen, schwarzen Hals. Der Hals der Weibchen ist etwas kürzer, aber immer noch ungewöhnlich lang. Wer ganz genau hinsieht, kann in Büschen und Geäst perfekt getarnte Stabschrecken entdecken, die mit ihrem Körper dünne Äste nachahmen. Einige Arten versprühen bei Berührung ein harmloses Abwehrsekret. Auch verschiedene Arten Gottesanbeterinnen, die mit ihren Fangarmen geschickt kleinere Insekten erbeuten, sind überall auf Madagaskar zu finden.
Schmetterlinge und Nachtfalter kommen mit über 3000 Arten auf Madagaskar in großer Vielzahl vor. Der schönste ist wohl der Kometenfalter (Argema mittrei), der zu den größten Schmetterlingen weltweit zählt. Ein weiterer, sehr schön gefärbter, großer Schmetterling – der allerdings zum Fotografieren meist viel zu schnell ist – ist das Madagaskardiadem (Hypolimnas dexithea).
In den Regenwäldern und an Gewässern kommen Libellenliebhaber auf ihre Kosten – Libellen sind dort allgegenwärtige Begleiter. Dagegen fast überall auf Madagaskar finden sich farbenprächtige Skolopender. Zu nahe kommen sollte man diesen flinken Hundertfüßern aber lieber nicht, denn ihr Biss ist sehr schmerzhaft und hält über Tage an. Viel harmloser sind da die Riesentausendfüßer. Sie können fast alle bedenkenlos auf die Hand genommen werden – ihr Wehrsekret ist für Menschen in der Regel ungefährlich. Auch Riesenkugler verstecken sich in morschem Gehölz und unter Laubdecken. Sobald sie eine Gefahr vermuten, rollen sie sich zu einer festen, kaum mehr zu öffnenden Kugel ein.
Wer es im Regenwald unheimlich laut summen hört, wird sicher auch das passende Bienennest dazu finden. Diese Honigsammler sind zwar wenig angriffslustig, zu nahe kommen sollte man einem ganzen Schwarm aber – wie in Europa auch – lieber nicht. Bessere Fotomodelle sind die vielen obskuren Käfer Madagaskars, so zum Beispiel die großen, seltenen Laternenkäfer (Zanna spp.) mit ihren langen Nasenfortsätzen. Diese gemütlichen, langsam fliegenden Gesellen gibt es in allen möglichen Farben und Formen. Ein weiteres, buntes und sehr leicht zu entdeckendes Motiv sind die vielen Heuschrecken-Arten. Die Wanderheuschrecke jedoch zählt eher als Plage. In riesigen Schwärmen fällt sie auch heute noch über Felder her und zerstört in Minuten die Nahrung ganzer Dörfer. Im Gegenzug kann man sie aber auch als leckeren Snack auf vielen Märkten direkt vom Grill essen.
Unter den Insekten gibt es auch sehr eigentümliche Madagassen: Manche Wanzen (Phromnia spp.) tragen als Larven schneeweiße Büschel auf dem Hinterleib. Sie treten meistens in ganzen Schwärmen auf und bilden damit eine Art weißen Teppich auf Ästen und Sträuchern mitten im Regenwald. In der Nachbarschaft kann man riesige, oft mehrere Meter breite Spinnennetze finden. Sie werden von bunten Seidenspinnen (Nephila madagascariensis) erbaut und teilweise sogar in wenigen Stunden kleine Flüsse überspannend gewebt. Die Fäden und Kokons sind so stabil, dass man daraus teure Seidenschals weben kann (die in Madagaskar direkt vor Ort allerdings deutlich günstiger zu bekommen sind als in Europa). In kleineren Netzen entdeckt man Stachelspinnen (Gasteracantha spp.), die mit ihren bizarren Körperfortsätzen und den bunten Farben überhaupt nicht an die typische Spinne erinnern. Auch Reisende, die Spinnen eher ängstlich gegenüber stehen, werden sich mit diesen kleinen Arachniden anfreunden können. Größere Vogelspinnen gibt es trotz der über 400 auf Madagaskar vorkommenden Spinnenarten nur in wenigen Regionen. Die nächsten Verwandten der Spinnen, Skorpione, lassen sich ebenfalls nur in bestimmten Gebieten unter Steinen und totem Gehölz finden. Hochgiftige Arten sind nicht darunter.
Das gefährlichste Tier auf ganz Madagaskar wird kaum einen Zentimeter groß – es sind die überall in großen Zahlen vorhandenen Stechmücken oder Moskitos. Leider gibt es hier auch Anopheles ssp., die man leicht an ihrer besonderen Sitzposition auf der Haut erkennt: Ihr Körper bildet meist einen 45°-Winkel zum Untergrund. Diese Stechmücke überträgt Malaria, eine in Madagaskar oft noch tödliche Fiebererkrankung. Ausreichend wirksame Schutzmittel sollte daher jeder Reisende zusätzlich zur medikamentösen Malariaprophylaxe mitbringen.