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Ist das Reisen auf Madagaskar sicher?

Aktuelle Informationen zur Lage der Coronavirus-Pandemie auf Madagaskar finden sich in diesem Artikel.

Ist das Reisen auf Madagaskar sicher?

Vor allem große Städte wie Ambilobe, Antananarivo oder Ambanja haben durch sehr viel Armut und eine hohe Bevölkerungsdichte mit erhöhter Kriminalität zu kämpfen. Dies ist keine neue Entwicklung, sondern bereits seit Jahren der Fall. Es ist grundsätzlich in diesen Ballungszentren nicht empfehlenswert, nachts unterwegs zu sein oder tagsüber alleine mit Kamera-Ausrüstung, womöglich offen getragenem Schmuck spazierenzugehen oder Wertgegenstände offen im Fahrzeug liegen zu lassen. Das sind Grundregeln, die man auch in einigen europäischen Großstädten nicht vernachlässigen sollte. Zusätzlich ist der Süden zur Zeit schwierig zu Bereisen, da viele (Vieh-)Diebesbanden unterwegs sind. Die madagassische Polizei hat seit Jahren Probleme, diese in den Griff zu bekommen. 2018 kam es dazu vereinzelt zu Überfällen im Nordwesten und Westen. Die Madagassen regeln solche Delikte oft in Selbstjustiz, da vielerorts staatliche Exekutiven fehlen. Dies führt immer wieder zu reißerischen Schlagzeilen in europäischen Zeitungen oder auf diversen Onlineplattformen – wenn es denn in Europa  überhaupt wahrgenommen wird.

Kinder auf Madagaskar
Kinder auf Madagaskar

Außerhalb der Städte und innerhalb der Nationalparks und Reservate ist das Reisen sicher, solange man grundlegende Sicherheitsregeln beachtet. Gerade Ausflüge in kleinere Hüttendörfer zum Beobachten von Tieren bergen keine größere Gefahr als jeder Ausflug in Europa auch. Es ist grundlegend empfehlenswert, als Gruppe zu reisen und gemietete Pkws samt Fahrern dabei zu haben. Taxibrousse als Reisegelegenheit sind sowohl häufiger Ziel von Überfällen als auch mit einem sehr hohem Unfallrisiko behaftet. Innerhalb großer Städte sollte man nach Einbruch der Dunkelheit nicht alleine unterwegs sein und sich nicht mehr mit dem Fahrzeug zwischen Städten bewegen. Die meisten Fahrer werden dies aber sowieso ablehnen, und Autos ohne Fahrer sind auf Madagaskar so gut wie nicht zu mieten.

Lassen Sie sich durch einige vereinzelte Überfälle in den Schlagzeilen bitte trotzdem nicht davon abhalten, Madagaskar sicher mit erfahrenen Guides, am besten organisiert von langjährig auf der Insel arbeitenden Unternehmen, zu bereisen. Gute Reiseunternehmen meiden Gefahrenzonen und sorgen für alle nötigen Vorkehrungen während Ihres Aufenthalts. In New York, London, Madrid oder Barcelona kann Ihnen genauso ein Überfall geschehen. Trotzdem gelten diese Städte nicht als „unbereisbar“. Laut dem Global Peace Index 2019 ist Madagaskar übrigens sogar ein weitaus friedlicheres Land als Frankreich, Griechenland oder die USA und viele andere gängige Urlaubsländer. Grundlegende und tagesaktuelle Informationen zur Sicherheitslage in Madagaskar finden Sie auch beim Auswärtigen Amt.

Ist die Pest für Touristen eine reale Gefahr?

Die Pest ist auf Madagaskar leider immernoch endemisch. Sie tritt entgegen einiger reißerischer Zeitungsberichte jedes Jahr auf der Insel auf. Meist ist der Nordwesten der Insel betroffen, und es betrifft immer den Beginn der Regenzeit ab Oktober und um Neujahr herum. Grund für diese Häufung ist die Obsternte, die unzählige Menschen zum Geldverdienen in die Plantagen lockt. Durch die prekären hygienischen Verhältnisse vieler Einwohner sowie der anfallenden Ernte-Abfälle vermehren sich Ratten und andere Nagetiere sehr gut. Die Flöhe dieser Nager können per Biss das Bakterium Yersinia pestis übertragen und damit Menschen mit der Pest infizieren. Verschärfend zu dieser Situation kommt hinzu, dass bis 2015 sowie 2017 auch einige Fälle von Lungenpest vorkamen. Bei der Lungenpest wird das Bakterium direkt von Mensch zu Mensch via Tröpfcheninfektion übertragen.

Straßenhunde
Auch Straßenhunde können Flöhe haben

Zusätzlich ist diese Jahreszeit die Saison der Zyklone, so dass von Jahr zu Jahr auch noch humanitäre Katastrophen über die betroffenen Regionen hereinbrechen und die Lage weiter verschlechtern. Berichtet wird davon in der Regel in der internationalen Presse jedoch nichts. 2017 schaffte es Madagaskar mal wieder in internationale Schlagzeilen, leider jedoch negativ. In diesem Jahr wurden laut WHO 202 Menschen gezählt, die an der Pest verstarben (8,6% der Erkrankten).  Erstmals gab es 2017 auch Fälle von Lungenpest in der Hauptstadt Antananarivo und in Toamasina (Tamatave). Die Ursache ließ sich jedoch schnell herausfinden: Eine mit Lungenpest infizierte Person war per Taxibrousse von Ankazobe über Antananarivo nach Tamatave gereist, und hatte dabei etliche Mitreisende infiziert. Es gibt starke Hinweise darauf, dass die Todeszahlen 2017 künstlich in die Höhe getrieben wurden, indem auch z.B. Unfalltote und Herzkranke in die Statistik eingingen. Damit sollen mehr ausländische Gelder ins Land geholt werden. Dies scheint vor allem angesichts der Wahlen 2018, den damit einhergehenden Ausgaben und der auf Madagaskar immernoch stark vorherrschenden Korruption nicht unwahrscheinlich.

Zur genannten Jahreszeit in die meistbetroffenen Regionen zu reisen, bietet sich wegen Unwegsamkeit und den Wetterbedingungen auf Madagaskar sowieso nicht an. Das übrige Jahr gibt es in der Regel keine (oder sehr wenige) Fälle von Pest. Zumal Reisende, soweit sie auf einigermaßen gut situierte Hotels/Unterbringungen achten, nicht mit Flöhen in Kontakt kommen. Flöhe sind übrigens nicht zu verwechseln mit Bettwanzen, die ebenfalls nachts kleine Stiche verursachen, aber nicht Überträger von Yersinia pestis sind. Laut auswärtigem Amt und WHO werden Pestinfektionen für den durchschnittlichen Touristen nicht als Gefahr eingeschätzt. Wer 100%ig sicher gehen möchte, weil er unbedingt zu ungünstigen Jahreszeiten in betroffene Dörfer reisen möchte, kann sich zu Hause bereits vom Reisemediziner mit entsprechenden Antibiotika und Floh-Repellentien eindecken.

Was ist mit Unruhen im Vorfeld von Präsidentschaftswahlen?

Am 07. November 2018 fanden in Madagaskar die letzten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Zur Stichwahl am 20. Dezember 2018 standen unter anderem zwei Kandidaten zur Wahl, die beide heiß diskutiert wurden: Zum einen der ehemalige Präsident Marc Ravalomanana, der 2009 gewaltsam aus seinem Amt geputscht wurde, und zum anderen der damalige Putschist und in der Folge selbst ernannte ehemalige Präsident Andry Rajoelina. Gewählt und im Amt vereidigt wurde letztlich der ehemalige Putschist, was widerum Vorwürfe des Wahlbetruges aus der Opposition laut werden ließ.

T-Shirts von Präsidentschaftskandidaten

Entsprechend kam es 2018 und Anfang 2019 zu Demonstrationen, die jedoch bis auf wenige Ausnahmen friedlich verliefen. Betroffen von möglichen Unruhen war vorwiegend die Hauptstadt Antananarivo. Durch die hohe Bevölkerungsdichte und die große Armut ist Tana für Reisende jedoch seit Jahren kein empfehlenswerter Ort für längere Aufenthalte, Spaziergänge oder Unternehmungen. Insofern ergibt sich aus erfolgten und geplanten Wahlen für „Durchreisende“ kein erhöhtes Risiko, Madagaskar zu besuchen. Der Flughafen Ivato selbst wurde seit über 15 Jahren, inklusive während der gewaltsamen Unruhen während des Putsches 2009 in Tana, nicht geschlossen.

Aktuell verbessert sich die Sicherheitslage auf Madagaskar sehr langsam, aber stetig. Seit der offiziellen Verkündung des Ergebnis der Stichwahlen Anfang 2019 hat sich die Lage wieder deutlich beruhigt. Mit Unruhen oder weiteren Demonstrationen wird aktuell nicht gerechnet.