Ranomafana:
Den Namen Ranomafana hat dieser Ort seinen Thermalquellen zu verdanken, die unablässig warmes Wasser (auf Malagasy rano mafana) ins Tal fördern.
Lage:
Der Ranomafana Nationalpark liegt genau zwischen den beiden Regionen Haute Matsiatra und Vatovavy-Fitovinany, rund 420 Kilometer süd-östlich der Hauptstadt Antananarivo. Sie benötigen für die Anreise über die RN7 aus der Hauptstadt gute anderthalb Tage mit dem Auto oder Bus, verbunden mit einem lohnenswerten Aufenthalt in der Ortschaft Ambositra. Nonstop dauert die Fahrt in den Nationalpark etwa zehn Stunden je nach aktuellem Zustand der Straße (meist gut befahrbar). Kurz vor Alakamisy Ambohimaha biegt man – den Schildern folgend – von der RN7 auf die RN45 ab. Diese Straße ist ebenfalls gut asphaltiert, aber wie alle Wege im Hochland sehr kurvig. Die nächste größere Stadt von Ranomafana aus ist Fianarantsoa und liegt wenige Stunden Fahrtzeit südlich des Parks.
Infos zum Nationalpark:
Ranomafana ist mit knapp 410 km² Fläche der drittgrößte Nationalpark Madagaskars, und beherbergt eine Fülle an endemischen (nur hier vorkommenden) Tieren und Pflanzen. 1986 war es die Primatologin Dr. Patricia Wright, die hier den Goldenen Bambuslemuren entdeckte und in den Folgejahren energisch mit anderen Forschern daran arbeitete, das wertvolle Waldgebiet unter Schutz zu stellen. 1991 wurden die Mühen belohnt und Ranomafana wurde offiziell zum Nationalpark ernannt. Im gleichen Jahr gründete Patricia Wright das heute weltberühmte Centre ValBio am Rande des Parks, das seit Jahrzehnten als Ausgangspunkt für unzählige wissenschaftliche Forschungsprojekte im Wald von Ranomafana dient. Centre ValBio hat außerdem zum Ziel, die Armut der an den Wald angrenzenden Dörfer zu reduzieren, die Leute in Sachen Artenschutz, Ökotourismus und Umwelt auszubilden und so gemeinsam für den Fortbestand Ranomafanas zu sorgen. Der Volksstamm der Tanala („die, die im Wald wohnen“) ist in dieser Region beheimatet.
Ranomafana wurde im Jahr 2007 zum Weltnaturerbe der UNESCO erklärt. Der Wald hier bietet mehrere Wanderrouten an. Von der einfachsten, gut dreistündigen Wanderung bis zur extrem schweren 3-Tages-Tour ist für jeden Wanderer und Naturliebhaber etwas dabei. Trittfestes Schuhwerk sollte man mitbringen – die Wege sind zwar alle gut begehbar, aber nass und da Ranomfana in einem Tal liegt, gibt es eine Menge Treppen zu steigen.
Klima:
Das Klima ist feucht-tropisch, entsprechend eben einem Regenwald. Durch die Höhenlage von ca. 1000 Metern kann es hier nachts aber empfindlich abkühlen. Auch in der Trockenzeit regnet es hier immer wieder lange und ergiebig, und fast niemand schafft es, diesen Nationalpark ohne einen kräftigen Regenschauer zu besuchen. Wasserfeste Schuhe und Regenjacken gehören daher unbedingt ins Gepäck.
Infrastruktur:
Aufgrund des feuchten Klimas wird das Camping in Ranomafana von vielen Reisenden als wenig komfortabel empfunden – der Campground des Parks, rustikal ausgerüstet, liegt direkt im Regenwald. Es gibt um den Park jedoch eine Reihe von netten Hotels, die in der Hochsaison (Ende Juli bis Anfang September) schnell ausgebucht sind. Reservierungen lange im Voraus sind daher Pflicht. Innerhalb des Dorfes gibt es eine Art Schwimmbad, in dem man sich massieren lassen kann. Alternativ kann man sich natürlich auch in den warmen Quellen, die die Pools speisen, entspannen. Das Park Office befindet sich nur wenige Kilometer vom Ort direkt an der Straße, die auch durch das Dorf Ranomafana führt – hier zahlt man Eintrittsgelder und bekommt einen lokalen Guide zugewiesen.
Fauna & Flora:
Mit rund 110 Vogelarten, 90 Amphiben und rund 60 Reptilienarten bietet dieser Wald eine Fülle an Entdeckungsmöglichkeiten. Ranomafana beheimatet den seltenen goldenen Bambuslemur (Hapalemur aureus), den man im Park mit etwas Glück recht gut in seinen Familienverbänden beobachten kann. Der braun-weiße Edwards-Sifaka (Propithecus edwardsi) hat in den Wipfeln der Urwaldriesen ebenfalls eine Heimat gefunden.Weitere Lemuren, die diesen Regenwald bewohnen, sind unter anderem der große Bambuslemur (Prolemur simus) – der bis zu seiner Wiederentdeckung durch das Centre ValBio als ausgestorben galt – und sein kleiner Vetter, der graue Bambuslemur (Hapalemur griseus).
Besonders für Reptilienfreunde ist Ranomafana ein Hotspot: Etliche grandiose und seltene Chamäleonarten lassen sich hier finden, darunter Furcifer balteatus, Calumma oshaughnessyi, Calumma glawi, Calumma parsonii parsonii, Calumma crypticum mit seinen blauen Beinen oder das kleine Erdchamäleon Palleon nasus. Wer ein gutes Auge hat, kann den bizarren Blattschwanzgecko Uroplatus phantasticus gut getarnt zwischen alten Blättern entdecken. Wer Frösche mag, dürfte sich hier ebenfalls im Paradies wähnen: Nur an wenigen Orten kann man soviele verschiedene, bunte Arten im Laub, alten Bambusrohren und an Bäumen fotografieren.
Auch die Zahl der Insektenarten ist enorm, hier lassen sich insbesondere viele Schmetterlinge und der einzigartige Giraffenhalskäfer (Trachelophorus giraffae) entdecken. Der nachtaktive Kometfalter (Argema mittrei), einer der größten Schmetterlinge der Welt, ist in Ranomafana am späten Abend oft zu sehen, und fliegt manchmal nahe der Hotels. Die Wälder sind mit Baumfarnen und Flechten durchsetzt, blühende Orchideen verzaubern Botaniker. Dieser fantastische Regenwald bieten ein Höchstmaß an Endemismus, und es werden immer neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt.