Aerangis citrata, auf Madagassisch auch Manta genannt, kommt auf der gesamten Ostseite Madagaskars vor. Überall, wo es eine hohe Luftfeuchtigkeit und dauerwarme Regionen gibt, fühlt sie sich pudelwohl. Von der Küste bis auf 1500 m über Meeresniveau kann man diese Orchidee finden. Wie viele Orchideen Madagaskars lebt Aerangis citrata epiphytisch, das heißt sie wächst auf Ästen von Bäumen. Dabei wird sie nicht sehr groß. Mit nur rund zehn Zentimeter langen Blättern bleibt sie eher eine Miniaturpflanze.
Der Name Aerangis leitet sich aus dem Griechischen von Aer und angos ab, was zusammen so viel wie Luftwurzel bedeutet. Das Anhängsel citrata stammt aus dem Lateinischen und meint „zitronengelb“ – obwohl die Blüten dieser Orchidee makellos weiß, maximal cremefarben, sind. Die Farbbezeichnung bezieht sich jedoch auf die sogenannte Antherenkappe (die Kappe des Staubbeutels, in dem Pollen produziert wird), denn die ist gerade bei frisch blühenden Blüten tatsächlich strahlend gelb. Eine weitere Theorie besagt, dass die Blüten einen leichten Zitronenduft abgeben sollen – nur wirklich gerochen hat diesen Duft noch kaum jemand.
Die Blütezeit von Aergangis citrata reicht über die gesamte Regenzeit und beginnt je nach Region sogar schon kurz davor. Von etwa August bis in den Mai hinein kann man die knapp drei Zentimeter großen, weißen Blüten mit den gelben Antherenkappen entdecken. Die Blüten, die der Pflanze am nächsten sind, öffnen sich zuerst, die am weitesten entfernten zuletzt.
In einem keulenförmigen, knapp drei Zentimeter langen Sporn produziert die Orchidee ihren Nektar, der in der Nacht kleine Schwärmer anlockt. Diese befruchten andere Aerangis citrata, in dem sie unbemerkt das Pollinarium von einer Pflanze zur Narbe einer zweiten transportieren. Das Pollinarium besteht aus sogenannten Pollinien, das sind zu Kugeln verklebte einzelne Pollen. Hat es mit der Bestäubung geklappt, trocknen bald die Blüttenblätter ein und fallen auf den Waldboden. Der Pollen wandert in den Fruchtknoten, wo innerhalb einiger Wochen die Befruchtung der Orchidee stattfindet.
Die Früchte, die sich dann innerhalb von fünf bis sechs Monaten ausbilden, sind sogenannte Kapselfrüchte. Man kann sie natürlich nicht essen, sie sind ausschließlich zur Verbreitung der Orchideensamen gedacht. Jede Kapsel enthält Tausende winziger Samen. Sind sie reif zur Aussaat, trocknet die Kapsel ein und gibt damit die Samen an die Umgebung ab. Mit dem Wind werden sie weit in der Umgebung verstreut. Nur ein Bruchteil der vielen Samen wird keimen.
Außerhalb Madagaskars ist Aerangis citrata unter Orchideenfreunden eine sehr beliebte Art. Sie kann in Gewächshäusern verhältnismäßig einfach gehalten werden, bleibt lein, mag es halbschattig, blüht bis zu dreimal pro Jahr und trägt an jedem Blütenstand 15 bis 20 Blüten. Das macht sie nicht nur im Regenwald Madagaskars attraktiv, sondern erfreut auch Hobbybotaniker in aller Welt. Ein schöneres Erlebnis ist es, die Orchidee in ihrem natürlichen Lebensraum auf Madagaskar zu entdecken. Besonders häufig wächst sie im Nationalpark Ranomafana – hier muss man zwar immer noch genau hinschauen, aber findige Guides können die Orchidee zuverlässig zeigen.