Auf Madagaskar ist alles etwas farbenfroher – auch die Spatzen auf den Dächern! Das beste Beispiel dafür ist der Madagaskarweber (Foudia madagascariensis). Die Madagassen nennen ihn Fody, manchmal auch Fodi oder Foudi geschrieben. Fodys sind über das ganze Land verbreitet. Sie gelten als einer der häufigsten Vögel Madagaskars. Nahe Reisfeldern und Seen, in Gärten, Palm- und Vanilleplantagen und sogar im Stadtkern von Antananarivo kann man sie finden. Nur in dichten Wäldern sind Fodys nicht zu sehen – geschlossene Regenwälder mögen sie nicht.
Madagaskarweber leben in Dutzenden zusammen
Madagaskarweber sind gesellige Vögel. Meist findet man sie während der Trockenzeit zu Dutzenden zusammen, in kleinen und größeren Schwärmen. Bei Reisbauern sind Madagaskarweber nicht besonders beliebt. Sie ernähren sich vor allem von Sämereien, insbesondere Saaten von Süßgräsern. Dazu zählt zum Leidwesen der Bauern neben Hirse und Mais auch Reis, den sie während der Gelbreife direkt von den Ähren fressen. In Schwärmen fallen sie dann in die Reisfelder ein. Die Reisbauern versuchen, die Fodys mit Vogelscheuchen und Lärm zu vertreiben, doch das gelingt nicht immer.
Madagaskarweber sind grundsätzlich aber nicht wählerisch. Neben Sämereien gehören auch Insekten und Spinnen, Früchte und Nektar von beispielsweise Wandelröschen zu ihrem Futter. In Dörfern und Städten ernähren sich manche Populationen zu einem nicht geringen Anteil von Essensabfällen der Menschen, darunter Kokosnüsse, aber auch mal gekochter Reis, Pommes oder Brotkrumen.
Zur Paarungssaison zum Ende der Trockenzeit beginnt das Fody-Männchen, ein Nest zu bauen. Aus Gräsern, dünnen Ästchen und Ranken webt es innerhalb einer Woche eine runde Nisthöhle, deren Eingang hinter einer kurzen Röhre verborgen liegt. Die Nester hängen von Ästen, Palmrippen oder hohem Gras herunter und wehen im Wind sachte hin und her. Je schöner das Nest, desto höher die Chance, damit eine Angebetete zu beeindrucken. Jedes Männchen bewacht sein Revier vehement gegenüber Kontrahenten. Auf rund 30 Metern der Umgebung wird vertrieben, wer nicht zum Nest gehört. Nur gemeinsam mit anderen Fodys bilden sich manchmal eher lose Kolonien.
Die Gefiederfarbe entscheidet über den Paarungserfolg
Das Weibchen sucht sich sein favorisiertes Nest samt dem dazugehörigen Männchen aus. Dabei spielt für sie eine große Rolle, wie leuchtend rot das Gefieder des Männchens ist. Je röter das Gefieder, desto fitter das Männchen. Hat sich ein Paar gefunden, legt das Weibchen zwei bis vier weiße Eier ins gemeinsame Nest. Die Eier bebrütet sie dann alleine. Nach nicht einmal zwei Wochen schlüpfen die jungen Fodys, die nun von beiden Elternteilen gemeinsam versorgt werden. Nach weiteren zwei Wochen sind sie bereits flügge. Die Brutzeit der Fodys dauert über die gesamte Regenzeit bis in den Mai hinein. Die Paare bleiben die ganze Zeit über zusammen und ziehen, je nach Ort und Dauer der Regenzeit, ein bis vier Gelege pro Saison auf.
Übrigens: Nur die Männchen tragen das knallrote Gefieder mit dunkler Maske um die Augen, an den Flügeln und am Schwanz. Das ist ihr Prachtkleid und nur in der Paarungssaison zu beobachten. Im sogenannten Schlichtkleid außerhalb der Paarungssaison sind sie häufig orange gefärbt. Die Weibchen dagegen sind das ganze Jahr über unauffällig bräunlich ähnlich europäischen Spatzen, auch wenn sie mit diesen nicht verwandt sind.
Rote Fodys sind inzwischen auch auf anderen Inseln des Indischen Ozeans heimisch. Von Madagaskar aus traten sie schon vor vielen Jahren ihren Siegeszug auf die Komoren, Seychellen, Mauritius und La Réunion an.