Brandneues

Reservat Berenty

Berenty:

Der Name des Reservats bedeutet so viel wie „viele Aale“, was auf die einst ergiebigen Fischgründe des Flusses Mandrare anspielt. Berenty ist eines der meistbesuchtesten Schutzgebiete Madagaskars.

Lage:

Das Reservat Berenty liegt 82 km westlich der Küstenstadt Tolagnaro (französisch Fort Dauphin) im tiefsten Süden Madagaskars. Von Tolagnaro aus ist Berenty in zwei bis drei Stunden über eine offroad Piste, die RN13, mit dem Geländewagen zu erreichen. In Amboasary Sud, etwa 10 km von Berenty entfernt, biegt der Weg auf eine Seitenstraße ab. Nach Tolagnaro kommt man mit dem Pkw von der Hauptstadt Antananarivo aus innerhalb von drei Fahrtagen, die Fahrt ist aber gerade auf den letzten hundert Kilometern praktisch offroad und je nach Jahreszeit nur schwer berechenbar. Praktischer und zeitsparender sind Inlandsflüge direkt von Antananarivo nach Tolagnaro. Taxibrousse sind gerade im Süden Madagaskars nicht zu empfehlen.

Infos zum Schutzgebiet:

Das Reservat Berenty verfügt über eine recht kleine Fläche von nur 2 km², die Dornwald, Galeriewald und Savannen einschließt. Das gesamte Reservat ist umgeben von Sisalplantagen.

Die Baumschule von Berenty: Hier werden einheimische Pflanzen nachgezogen

Nach dem zweiten Weltkrieg arbeitete Marthe de Heaulme als Schwester Gabrielle in einer kleinen Sozialstation des Ordens der Bamherzigen Schwester in Amboasary Sud. Ihr Bruder Henry de Heaulme emigrierte ebenfalls von La Réunion nach Madagaskar und erwarb eine Plantage nahe Toamasina an der Ostküste. Etliche Jahre später, genauer 1936 erwarb Henry de Heaulme mit seinem Bruder Alain eine Konzession über 10 km² nahe des Flusses Mandrare von der französischen Besatzungsmacht in Madagaskar. Ein Großteil der Flächen wurde alsbald für Sisalplantagen abgeholzt, das flächenmäßig größte zusammenhängende Waldgebiet wurde jedoch unberührt belassen. Daraus wurde später das heutige Reservat Berenty. Henry de Heaulme lebte mit seiner Frau Marcelle Bellier de Villentroy lange Jahre vor Ort.

Die US-amerikanische Primatologin Alison Jolly war 1963 die erste, die das damals noch nicht für Reisende geöffnete Schutzgebiet Berenty für wissenschaftliche Studien entdeckte. Sie erforschte die Kattas des Reservats und sorgte mit einer Vielzahl an Publikationen dafür, dass Berenty noch heute ein beliebtes Studienobjekt ist und Kattas zu Madagaskars am besten erforschtesten Lemuren gehören. Es dauerte aber noch bis in die 1980er Jahre hinein, bis Berenty für private Reisende geöffnet wurde – und sich prompt zu einem Besuchermagnet entwickelte. Die Anthropologen Georges Heurtebize und Sara Fee gründeten schließlich ein kleines Museum über die in der Gegend ansässigen Volksgruppe der Antandroy.  Heute ist Berenty im Privatbesitz von Didier Foulon und Claire de Heaulme-Foulon.

Klima:

Im Südosten Madagaskars ist es das ganze Jahr über sehr warm, Temperaturen über 30°C sind die Regel. Während die relativ lange andauernden Trockenzeit von Ende März bis Oktober wird es nachts empfindlich kühl mit Temperaturstürzen von über 20°C. Während der Regenzeit ist es sehr feucht und durchgehend warm. Lange Kleidung, genügend Wasser und viel Sonnencreme sollten daher in Berenty immer zur Grundausstattung gehören.

Infrastruktur:

Zum Reservat selbst gehören zwölf mittelklassige bis gehobene Bungalows mit Duschen und Toiletten sowie fließend Wasser. Strom wird über Solarpaneele generiert und steht dementsprechend nur früh am Morgen und am Abend zur Verfügung. Ein sehr gutes Restaurant verköstigt die Reisenden mit Leckereien. Weitere Unterkünfte oder größere Einkaufsmöglichkeiten gibt es direkt vor Ort nicht. Vier rustikale, kleine Unterkünfte samt Kochgelegenheit und sanitären Anlagen steht auf Anfrage kostenlos für vor Ort arbeitende Wissenschaftler zur Verfügung. Das kleine Museum der Antandroy ist nach wie vor geöffnet. Eine folkloristische Tanzgruppe aus dem angrenzenden Dorf gibt für einen kleinen Obolus gerne Vorführungen ihrer Künste.

Die Wege durchs Reservat sind alle sehr breit, flach und entsprechend sehr gut zu begehen.  Während der Trockenzeit ist der Laterit wie feiner Staub. Während der Regenzeit ist das Reservat manchmal zeitweise nicht geöffnet.

Flora und Fauna:

Berühmt ist das Reservat Berenty für seine „tanzenden“ weißen Larvensifakas auf dem knallig orangeroten Lateritboden. Aber nicht nur Larvensifakas kann man hier bestens beobachten, auch mehrere Gruppen von Kattas leben auf dem Gelände. Auch sie sind recht berühmt – wer in Filmen Gruppen von Kattas mit den charakteristischen geringelten Schwänzen hoch in die Luft gereckt auf rotem Boden laufen sieht – das ist mit Sicherheit Berenty! Die Lemuren sind Menschen gewöhnt und kommen sehr nahe. Auch Rotstirn– und Halsbandmaki kommen in Berenty vor, sie wurden jedoch von Menschenhand hier angesiedelt. Nachts kann man Mausmakis (Microcebus murinus und griseorufus) sowie Wieselmakis (Lepilemur leucopus) beobachten. Berenty ist außerdem die Heimat der größten Flughundkolonie (Pteropus rufus) im Süden Madagaskars. Zu ihren besten Zeiten soll sie aus 1800 Tieren bestanden haben. Heute sind es nur noch ein paar Hundert, doch selbst das ist beeindruckend.

 

Reptilienfreunde finden in Berenty einige Schätze des Südens: Sowohl die Strahlen- als auch die Spinnenschildkröte sind hier heimisch. Warzenchamäleons (Furcifer verrucosus) sitzen in den fein verzweigten Ästen des Dornwalds, und wer genau hinschaut, kann den ein oder anderen Taggecko oder Sandleguan entdecken. Die Madagaskar-Hundskopfboa und auch die südliche Madagaskarboa kommen hier vor, genauso wie Geays Hakennasennatter (Leioheterodon geayi). Einige Schildkröten sowie Nilkrokodile sind noch in Gehegen innerhalb des Reservats zu bestaunen. Das letzte wilde Nilkrokodil an den Ufern des Mandrare wurde 1992 gesehen.

Während der Brutsaison sind auch Birdwatcher in Berenty richtig. Über hundert Vogelarten leben in dem kleinen Schutzgebiet. Hier gibt es regelmäßig Riesen—und Spitzschopf-Seidenkuckuck,  Madagaskarnachtschwalbe und Hakenschnabelvanga (Vanga curvirostris) zu beobachten. Paradiesschnäpper, Bienenfresser, Zimtroller und Grauköpfchen gehören zu den häufigen gefiederten Bewohnern des Reservats.  Und wer nachts eine kleine Safari zu Fuß unternimmt, kann einen Blick auf den hübschen Madagaskarkauz (Athene superciliaris) oder die Torotoroka-Zwergohreule erhaschen.

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